Das Fachwerkhaus gab es schon in der Antike und wurde bis ins 19. Jahrhundert gebaut, nördlich der Alpen war es sogar die vorherrschende Bauweise. Und auch heute findet man es immer noch, alte Häuser, die eine Geschichte zu erzählen haben, jedes seine eigene. Es hat die Zeiten überdauert. Gebaut wurden die Fachwerkhäuser für die Ewigkeit, nur der Krieg, das Feuer, moderne Baustoffe und Vorschriften sind der Tod des Fachwerkhauses.
Warum ein Fachwerkhaus?
Man ist immer umgeben von Lehm, Stroh, Holz und Kalk, und diese alten, natürlichen Baumaterialien sorgen für ein angenehmes und gesundes Raumklima, in dem man sich wohl fühlt. Das passt sehr gut zu einem naturnahem Wohnen.
Und dafür sorgt das Haus von ganz allein, es braucht keine moderne Technik, kein Lüftungssystem. Es atmet. Und das muss es auch. Ein Fachwerkhaus mag es nicht, wenn es in Styropor eingepackt wird, wenn es luftdicht verschlossen wird. Es mag auch keinen Zement, der aus modernen Bauten nicht weg zu decken ist. Es verträgt kein Silikon und keine Chemie. Die Fassade will keine Fungizide, keine Pestizide, kurz keine Biozide. Wenn man es dennoch so behandelt, dann geht es zugrunde.
Diese Haus will Teil der Natur sein.
Biozide finden sich in der Fassade fast aller modernen Häuser. Denn diese Häuser haben ein Problem: die Wärmedämmung.
Durch die Dämmung kann die Wand kaum noch die Wärme der Sonne speichern, ebensowenig dringt Wärme aus den Innenräumen in die Wand. Das hat zur Folge, dass sich in der Konstruktion Feuchtigkeit festsetzt, eine ideale Voraussetzung für Schimmel, Pilze und Bakterien.
Das sieht dann ziemlich doof aus.
Die Hersteller dieser modernen Dämmsysteme wissen sich aber zu helfen, einfach ein paar Gifte in den Putz. Das hält dann so lange, bis das Gift ausgespült ist, also in der Umwelt landet. Mehr dazu weiß der NDR.
Sind wir alleine?
Und es ist, als ob es lebte. Immer wieder bewegt sich irgendwo ein Balken, knarzt laut und vernehmlich oder auch nur still und leise, manchmal so, als würde es behaglich stöhnen oder auch laut aufschrecken.
Selbst wenn man alleine ist, dann ist da immer noch das Haus um einen herum, dass sich meldet.
Und dann, wenn man sich Zeit nimmt, hört man das Haus, wie es Geschichten erzählt, was es erlebt hat, den Krieg, den es ertrug, über die Bewohner, die in ihm lebten, was sie gearbeitet haben. Über Stürme und Unwetter, die es überstand, aber auch über die vielen Tiere, die in ihm Zuflucht fanden.
Lehm und Kalk
Der Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit. Wir haben in der Küche bei 23 Grad eine Luftfeuchtigkeit von etwas mehr als 70%. Das ist schon ein Wert, der zur Schimmelbildung führen kann. Aber nicht in einem Haus mit viel Lehm und Kalk. Der Schimmel hat keine Chance.
Im Laufe der Zeit mussten wir an unserem Haus viel erneuern und ändern. Denn so wie die meisten dieser alten Fachwerkhäuser, so durchlebte auch unser Haus eine Zeit, in der es nicht gemocht wurde. Die ehemaligen Eigentümer empfanden nur eines, wenn sie an ihr als Haus dachten: Nachteile.
Sie wollten auch in einem Haus auf der Höhe der Zeit leben, und so renovierten sie alles weg, was auch nur entfernt an ein Fachwerkhaus erinnert. Balken wurde versteckt, der lästige Lehm entfernt und alles mit modernen Baustoffen „verbessert”. Man wollte ihn loswerden, diesen Geist des Hauses.
Wir haben die Balken wieder hervorgeholt, Außen und auch Innen. Den Zement entfernt, Balken eingesetzt und Lehm verarbeitet. Lehm ist freundlich, er greift nicht nach Deiner Haut, wenn Du mit ihm arbeitest.
Die Liebe, die man in ein Fachwerkhaus steckt, gibt dieses zurück. Man wohnt nicht in einem solchen Haus, man geht eine Beziehung ein, mit allen Höhen und Tiefen.
Viele liebe Grüße
Loretta und Wolfgang
Guten Morgen lieber Wolfgang,
das hast Du schön geschrieben! Ja, ein Fachwerkhaus lebt :O) … ach, wie gern würde ich auch in einem leben, aber, man kann nicht alles haben …;O)
Habt einen schönen und freundlichen Tag!
♥️ Allerliebste Grüße, Claudia ♥️
Stimmt absolut, man geht eine Beziehung damit ein und sollte es sich vorher überlegen ob man ein Fachwerk haben möchte. Es war echt eine schande es so zu „verunstalten” und um so schöner dass ihr euch all die Arbeit gemacht habt und dem Haus das Leben zurück gegeben habt. Absolut schön, und ich erinnere mich gerne an meine Zeit als ich in einem Fachwerkhaus gewohnt habe zurück. Angemietet hat der Beruf mich umziehen lassen, aber vermissen möchte ich keinen Moment.
Ihr habt es aber auch wirklich sehr schön gemacht, und ja, wenn man sich dafür eintscheidet dann mit allem was dazu gehört. Im Grunde genauso wenn man einen Urlaub auf dem Land bucht und dann über Spinnen und Käfer schimpft, oder wie jetzt erst wieder aus D. gehört neben einen Bauernhof zieht und dann über den Hahn schimpft der kräht und einen Prozess anstrebt. Über solche Verhaltensweise könnte ich nur k*****
Übrigens mag ich auch eure Einrichtung, voll mein Stil und passt perfekt.
Wünsche euch einen schönen Tag und sende liebe Grüsse rüber
Nova
Ich finde es toll, wenn man sich so liebevoll um ein altes Haus bemüht, wie ihr es tut! Schließlich *hat* so was ja auch immer so seine Besonderheiten, die man unter Umständen erst so nach und nach entdeckt. Nicht, dass man das unbedingt immer als Nachteil ansehen muss, aber man muss sich darauf einlassen.
Als wir noch auf Immobiliensuche waren, hatten wir auch ein paar alte Häuschen im Auge, aber hier sind die Preise so bescheuert hoch, dass es nur seltsam verbaute Häuser ohne jede Außenfläche gab (dafür mit riesigen Weinkellern unter anderer Leute Grundstücken), oder Gebäude, in denen wir beide nicht hätten aufrecht stehen können, oder Häuser, die man ohne Auto nicht vernünftig bewohnen kann… also blieb uns nur ein (Wohnungs-)Neubau. Auch der hat Vor- und Nachteile.
LG
Centi
unterschreibe ich sofort — deine ode ans alte haus!!!
ist mir schleierhaft, wie man sich in einer dieser yton-buden, die massenweise und aneinandergedrängt auf der ehemaligen grünen wiese stehen, wohlfühlen kann.……
unser 126 jahre altes backstein-haus — auch lehm wenn man drüber nachdenkt — hat im obergeschoss verdeckte fachwerkbalken — da ächzt es auch und knarzt.…. und der putz reisst. stört uns aber nicht.
aber die vorbewohner (mieter der bahngesellschaft) haben das BWH wohl gehasst für sein alter. sie haben alles mit styropor und kunststoffen verkleidet (darunter natürlich schimmel), die schönen dielen unter ausgleichsmasse und hässlichem PVC versteckt und sogar winzige papptüren anstelle der schönen originalen holztüren eingebaut.…. zum glück nur in einer hälfte des hauses, war mal ein doppelhaus. die andere, lange unbewohnte hälfte durfte den stand der 30er behalten und fast alles vom originalzustand von 1895 😀
als ich im sommer 2011 nach wochenlanger schufterei endlich alles an „modernen” einbauten raus und einen ganzen container damit gefüllt hatte, hat das haus richtig aufgeseufzt — man hat tatsächlich gemerkt wie es durchgeatmete!
danke, lieber wolfgang, dass du die mühen um dein fachwerkhaus auf dich genommen hast! und dank auch an loretta — kenne nicht viele frauen „die sich das antun” (um mal den maistream zu zitieren).
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Lieber Wolfgang,
ein altes Fachwerkhaus ordentlich zu sanieren ist eine Wissenschaft für sich und bedarf einer anderen Herangehensweise als bei Häusern neueren Baudatums.
Mein Mann und ich kennen/kannten dieses Problem, auch wir legten Balken in Räumen wieder frei, die bei Renovierungen zuvor hinter Streckmetall und Putz verschwunden waren.
Gerade in den 60er Jahren gab es diesen Wahn, Wände, Decken müssten gerade sein. Totaler Quatsch für ein Fachwerkhaus.
Auch viele moderne Wärmedämmungen machen keinen Sinn, denn ein Fachwerkhaus muss atmen können, damit sich kein Schimmel bildet.
Ihr habt das richtig gemacht und die viele Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt. 🙂
Liebe Grüße
Christa
Wer so ein Fachwerkhaus besitzt, der hat ein Leben lang Arbeit. Und kann nicht einfach alles neu machen, Traditionelles sollte erhalten bleiben. Hut ab!
Unsere Villa ist über 100 Jahre alt und steht unter Denkmalschutz. Auch so eine verzwickte Sache, die keiner haben will. Man muss sich an Vorgaben und Vorschriften halten, Altes muss genau so wieder hergestellt werden. Geht bei den Dachziegeln los, der Farbe des Anstriches, sogar dem Zaun ums Grundstück. Nicht immer einfach.
Ich wünsche euch für die Zukunft auch weiterhin viel Kraft und Freude!
Libe Grüße von Kerstin.
I love the looks of German ’Fachwerkhäuser!’ They have character and you have put so much effort to your beautiful house. Our house is a wooden house with two stories and built in the 1950s. This needs also a lot of maintenance and ’old’ building materials, no plastic etc. We renovated last year a lot, this year is easier. Wishing a sunny spring week.
Lieber Wolfgang,das war sehr interessant zum Lesen für mich.
Ich kenne niemanden der in einem Fachwerkhaus wohnt und habe daher mit großem Interesse deinen Beitrag gelesen.
Da seid ihr ja richtig mutig gewesen und es erfordert eine Menge an Wissen, damit man da keine Fehler macht.
Immer wieder interessant bei eurem Blog zu lesen!
Liebe Grüße und bleibt gesund.Edith
Das ist eine wahrliche Liebeserklärung ans Fachwerkhaus! Wie schön, das das Eurige Euch oder ihr es gefunden habt, um es wieder in ein funktionierendes Fachwerkhaus zurück zu verwandeln. Fachwerkhaus war früher mein Traum, hat leider nicht geklappt, aber nun ist es okay. Mein erster Mann hätte auch gerne eins gehabt, nur ist man mit einem Mann mit zwei linken Händen in einem solchen Haus am falschen Platz. 😉 Von daher war es gut, das wir keins gefunden haben
Liebe Grüße
Karen
Leider wohne ich in einer Gegend, wo es keine Fachwerkhäuser gibt. Darum kann ich nicht mitreden.
Aber schön finde ich sie allemal, besonders in den vielen hübschen Kleinstädten, wo diese Fachwerkhäuser das Stadtbild prägen.
Danke für die Ausführungen dazu und lieben Gruss,
Brigitte
Hallo Wolfgang,
mit deinem heutigen Beitrg hast du meinem Frauchen eine besondere Freude geamcht. Denn ihr Elternhaus war ein über 300jähriges „Fachwekhaus” , dass aber in der Region „Riegelhaus” genannt wurde.
Frühlingsgrüsse von Ayka
Liebe Loretta, lieber Wolfgang,
immer wenn ich eurer Haus sehe, bin ich ganz hingerissen! Ich liebe Fachwerkhäuser! Mag sein auch deshalb, weil es sie hier bei und in Kärnten so gar nicht gibt. Ja, alte Häuser haben ihr eigenes Leben und immer sind sie beseelt. Ihr habt eurem seinen ursprünglichen Charme wieder zurückgegeben. So schön.
Alles Liebe euch beiden und eine schöne Zeit
Elisabeth
Alte Häuser haben einfach ein Gesicht. Wenn man sich ansieht, was heute so gebaut wird… grauenvoll. Selbst Sozialbauten aus früherer Zeit sind schön anzusehen und haben die Zeiten überdauert. Heute baut man „Wegwerf-Häuser”, die ein paar Jahre einigermaßen gut aussehen und dann eigentlich abbruchreif sind. Wenn man sich allein die Fassaden der neuen Häuser so ansieht… alte Häuser sehen auch nach 100 Jahren besser aus, auch wenn sie nicht so gut gepflegt wurden.
Wir hatten immerhin das Glück, dass unser Bauträger auf solide Bauweise großen Wert legte. Da wurde kein Styropor verbaut. So ein altes Fachwerkhaus ist aber natürlich etwas ganz Besonderes.
Viele Grüße von
Margit
Ich teile Eure Liebe zum Fachwerk und damit zum gesunden Raumklima. Bei uns ist der doppelt gemauerte Backstein, der das Haus leben und atmen lässt. Auch bei uns knarzen die Holzbalken mit den Pliesterleisten um die Wetter 😉 Die Ecke bei Euch wo die alte Bemalung (oder sind es Kacheln) hervorlugt finde ich mega spannend. Hat jemand das Alter geschätzt? Ein tolles Schätzchen Euer Fachwerkhaus im Grünen. Lieben Gruß, Nicole
Liebe Nicole,
das Alter des Hauses ist uns unbekannt. Zum Schätzen war noch niemand da. Die Ecke ist bemalt, die Bemalung kam hervor als wir die alte Tapete und auch den alten Putz entfernten.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
What a fascinating post with some great information! I love how they look from the outside but have never seen one for myself.
Your link at ‘My Corner of the World’ this week is a wonderful addition!
Wir sind aus energetischer Sicht (und dem Finanzierungshintergrund des sechststelligen Sanierungsbetrags für den Gesamthof mit 15 Familien und 27 Kindern) tatsächlich den Weg Fachwerkhaus und (möglichst) sinnvolle Dämmung gegangen. Kein anderes Thema hat uns mehr beschäftigt. Unsere Dämmung atmet und funktioniert in Kombination mit einem reinen Kalkanstrich .… https://www.amberlight-label.de/werbung-sanierungshelden-und/
Häuser, die atmen, sind mir äußerst sympathisch.
(Wir leben zwar nicht in einem Fachwerk, aber unser Haus atmet auch,
das fiel mir nach vielen Jahren in einem Betonklotz sofort angenehm auf.)
Und aus Deinen Zeilen spricht die große Liebe für Euer Haus.
Möget Ihr Euch weiter und lange darin wohlfühlen wünscht Euch
Petra
PS: Was für eine tolle Rose ist denn das? Wunder‑, wunderschön!
Liebe Petra,
das ist eine Bobby James.
Viele liebe Grüße
Wolfgang