Mir fällt es immer schwer, einen Baum zu fällen. Aber es gibt Situationen da muss ich dann einsehen, dass es besser ist, da der Baum auf lange Sicht zu echten Problemen führen muss. Und dass ist so, wenn man eine Sicheltanne zu nah am Haus pflanzt. Rund zwei Meter Abstand sind einfach nicht genug. Ich habe diesen Baum dort gepflanzt, und frage mich jetzt, wie ich damals zu der vollkommen irrigen Annahme kommen konnte, eine Sicheltanne würde nicht groß und ausladend werden.
Im letzten Sommer habe ich diese Sicheltanne noch oft und ausgiebig gegossen, sonst wäre sie wohl schon im letzten Sommer eingegangen. Der Klimawandeln lässt in unserer Gegend einfach keinen Platz mehr für Tannen oder Fichten, im Wald sieht man das auch sehr deutlich. Überall, wo früher sehr viele Fichten wuchsen sind jetzt nur noch leere Flächen oder Gerippe.
Und jetzt muss ich den Baum fällen.
Die Sicheltanne (Cryptomeria japonica Cristata)
Das ist schon eine ganz besondere Tanne, die ich auch nicht so oft sehe, schon gar nicht in Gärten. Der Name rührt daher, dass die neuen Triebe sich zunächst in Form einer Sichel zeigen, die sich dann anschließend in kleine Triebe auffächert.
Das sieht besonders dann schön aus, wenn die Tanne noch klein ist und man sie wirklich gut überblicken kann. Aber leider machte der Sicheltanne die Trockenheit der vergangenen Jahre auch deutlich zu schaffen. Tannen passen einfach nicht mehr in unsere Breiten.
Woher kommt dieser ungewöhnliche Baum?
Heimisch ist die Sicheltanne in Japan und in Südchina, in Japan macht sie sogar die Hälfte des Baumbestandes aus. In seiner Heimat erreicht der Baum eine Höhe von bis zu 50 Metern, in Europa wird sie allerdings nur um die 15 Meter hoch, was immer noch viel ist.
Am wohlsten fühlt sich sich diese Tanne in einer kühlen und feuchten Umgebung, also genau das, was wir hier in unseren Breiten immer weniger haben, für den Klimawandel ist die Sicheltanne nicht geeignet.
Wenn die Umweltbedingungen stimmen, kann dieser Baum ein sehr hohes Alter erreichen. Auf Yakushima soll eine Sicheltanne stehen, die laut Wikipedia zwischen 2170 und 7200 Jahren alt sein soll.
Eine Sicheltanne fällen
Einfach unten absägen und fallen lassen geht nicht, ich muss den Baum von Oben runterschneiden. Zum Glück ist die Sicheltanne noch recht klein.
Zunächst entferne ich alle Äste, die zum Haus zeigen. So sorge ich dafür, dass der Baum ein Übergewicht zum Garten hin bekommt. Jedes Stück der Krone, dass ich jetzt absäge fällt automatisch auf den Rasen. So schütze ich mich selbst und auch die Hausfassade. Egal welchen Baum fällt, es ist unheimlich wichtig zu wissen, wo er hinfällt.
Danach säge ich den Baum Stück für Stück runter, sobald ich mich traue, nehme ich dafür die Kettensäge. Das geht einfach schneller und ist auch nicht so anstrengend.
Für das Fällen der Sicheltanne brauche ich circa eine Stunde, so ein Baum ist immer schnell gefällt. Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt: Aufräumen.
Häckseln
Die nächsten Stunden verbringe ich nur in Gesellschaft meines Walzenhäckslers. Die Menge der Äste wird gefühlt einfach nicht kleiner. Die Maschine läuft monoton Stunde für Stunde vor sich hin. Eine Abwechslung gibt es nur, wenn der Sack voll ist und ich das Häckselgut im Garten verteile.
Ewigkeiten später ist es dann geschafft.
Mit der Kettensäge entferne ich auch noch diesen Stumpf. Später soll hier Rasen wachsen, und damit unser Mähroboter hier auch keine Probleme bekommt, muss der Stumpf bis knapp über die Erde weg. Dabei sollte man darauf achten, mit der Kette nicht in den Boden zu kommen. Das mag die gar nicht und wird sofort stumpf, was wiederum zur Folge hat, dass mir das Sägen keinen Spaß mehr macht.
Neue Grenzen setzten
Bisher hat der Rasenmäherroboter nicht unter dem Baum gemäht, hätte ja auch keinen Sinn gemacht. Aber jetzt, wo die Sicheltanne weg ist, soll der Mähroboter auch dort den Rasen mähen. Ich muss also das Begrenzungskabel neu verlegen. Zum Glück ist das kein Problem.
Das Kabel wird aufgetrennt und entlang der neuen Grenze verlegt, anschließend verbinde ich das Kabel wieder mit einer Spezialklemme.
Mit dieser Arbeit ist das Fällen der Sicheltanne dann auch abgeschlossen.
Viele liebe Grüße
Loretta und Wolfgang
Loretta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)
Wolfgang: Text
Oh wie schade! Ich kann Dich gut verstehen, denn auch wir haben so manches immergrüne Gehölz gepflanzt, dass uns in den letzten Jahren eingegangen ist.
Und als vor fast 10 Jahren die beiden damals schon über 40 Jahre alten Fichten wegen Grenzproblemen gefällt werden mussten, sah es zwar spektakulär aus, wie sie in zwei Teilen dank Kran übers Haus schwebten, aber mir tat es echt weh gesunde Bäume fällen zu lassen. Allerdings heute wären sie wohl durch den Borkenkäfer auch schon tot.
Und bei Dir sah das wohl schon anders aus … Das Mittelteil des Stamms war schon krank, oder sieht altes Hoöz bei einer Sicheltanne so dunkel aus? Mir war sie irgendwann früher einmal begegnet und ich fand sie sehr interessant. Aber schon damals passte sie nicht in unser Gartenkonzept. Ich hatte lieber noch günstige Lebensbäume und Co als Füllmaterial zwischen die Sträucher gesetzt. Doch die sind inzwischen auch fast alle hin — in den letzten Sommern vertrocknet 🙁
Fast hättest Du mich nach Deinem Post über den Mähroboter verführt. Ich hatte überlegt so ein Gerät für den Garten meiner Mutter anzuschaffen. Aber im Nachhinein bin ich froh. Denn Igel haben wohl bei einigen Modellen echt schlechte Karten. Und da ich einen teils verwilderten Übergang vom Beet zum Rasen schätze, macht es wohl auch keinen Sinn. Nun werde ich doch lieber überlegen, wie ihr Garten bald rasenfrei und pflegeleicht wird. Nur unebene Pflasterflächen sind fürs Alter ja auch keine gute Idee. Und gemulchte bzw. gekieste Flächen haben auch ihre Tücken im Detail. Da gibt es so viele tolle Ideen, aber nur wenige sind dauerhaft praktikabel ;-(
Liebe Grüße schickt Silke, die jetzt langsam von Inst zurückkehrt und hoffentlich bald wieder mehr postet, denn es kommt eben nicht nur auf nette Bilder an 😉
Liebe Silke,
die Tanne hatte schon so einige vertrocknete Stellen und noch so einen trockenen Sommer hätte sie ganz sicher nicht überstanden.
Wir lassen unseren Mähroboter nur tagsüber laufen, wenn wir dabei sind. Unfälle mit Igel und Co. wollen wir auf jeden Fall vermeiden.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Etwas traurig ist sie schon, diese Baufällaktion, aber sicher notwendig und wichtig.
Und alles scheint gut gelungen.
Lieben Gruss,
Brigitte
Immer schade, wenn ein Baum weg muss — aber zu nah am Haus gepflanzt, das ist ein Argument. Wäre mir sicher auch passiert. Bei Exoten gehe ich auch immer davon aus, dass die schon nicht so groß werden (wie Mammutbäume, z.B., haha). Und wenn man so ein kleines Stoppelchen einpflanzt, sehen 2 m Abstand ja auch nach ziemlich viel aus…
Aber sehr cool, wenn man das so routiniert selber machen kann und niemanden beauftragen muss!
Übrigens sieht das Holz sehr schön aus mit dem dunkelroten Kern. Das würde ich aufheben… da kann man bestimmt was draus machen.
LG
Centi
Ja, manchmal muss man diesen radikalen Schritt machen, leider und auch mir blutet immer das Herz. So ja auch bei der großen Palme im Hof die zwar genug Platz hatte aber einfach zu gefährlich war wenn sie bei Sturm brechen würde. Von oben nach unten, so wie ich es ebenfalls kenne und gemacht wird. Ist einfach der sichere Weg. Hattest du ganz schön viel Arbeit, aber geschafft wird es dann sicherlich schön wenn erst einmal wieder Rasen wächst .
Liebe Grüsse
Nova
Es ist immer traurig, wenn ein Baum gefällt werden muss, mir fällt sowas auch sehr schwer, aber manchmal geht es nicht anders.
Eure Sicheltanne war wirklich eine ganz besondere, Du bist beim Fällen sehr vorsichtig und professionell vorgegangen, lieber Wolfgang. GUTE ARBEIT !!!
Wir haben bei unserem Apfelbaum damals den Stamm noch ein wenig stehen lassen, er dient nun einem Vogelhäuschen, aber lange wird er nicht mehr stehen bleiben, da schon recht morsch.
Liebe Grüße
von Anke
Lieber Wolfgang zuerst einmal herzlichen Dank für deine lieben Zeilen bei mir am Blog. Das bedeutet mir viel. Danke dir dafür.
Bäume fällen vielleicht musst du jetzt über mich lachen, aber mir tut das immer so weh.
Ich schätze natürlich deine Erfahrung und bin mir sicher du hättest den Baum nicht entfernt, wenn alles gepasst hätte.
Hier in der Gegend wo ich wohne haben wir die Natur pur.
Es ist ein Geschenk in dieser Umgebung leben zu dürfen, umso mehr tut es mir jedes Mal sehr weh, wenn Unmengen von Bäumen gefällt werden.
Natürlich ist das anders, wenn ein Baum krank ist, aber selbst die dürfen bei mir stehen bleiben zum Ärger von meinem Mann.
Ja dein Garten hat schon beachtliche Schätze, da gibt es wirklich viel zum Schauen bei dir und wir lernen ja auch viel von dir.
Liebe Grüße Edith
Was mutt, dat mutt, lieber Wolfgang, – aber schade ist es schon, um diesen besonders schönen Baum.
Sicheltannen kannte ich bisher nicht, sie anzupflanzen bringt wohl nichts mehr in unseren Breiten.
Liebe Grüße in den GArten
Petra
Schade. Aber zu nah am Haus ist ein Argument. Zu trocken und dann gefährlich… Schade
Hier wurde im Winter eine Birke von oben gefällt. Der Förster wurde mit einem Kran in den Baum runtergelassen… Sah ganz schön spektakulär aus!
Herzlichst
yase
heldenhafter holzfäller!
seit die 30 jahre alte fichte hinterm haus beinahe auf gleise und fahrdraht gefallen wäre, bin ich geheilt von grossen bäumen im garten — so romantisch das auch aussieht.
xxxx
So eine Sicheltanne habe ich noch nie gesehen. Irgendwie schade um so eine Seltenheit, aber wenn das Klima der Tanne schadet, ist es halt so.
Die Räumung habt ihr gut hinbekommen. Was machst du mit dem schönen, farbigen Holz des Baumstruncks?
Liebe Grüsse
Doris
Liebe Doris,
das meiste Holz lassen wir als Totholz im Garten liegen, dann haben die Tiere noch was davon. Der Rest liegt erstmal in der Scheune.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
What a pity that you had to cut down this special pine! But one makes mistakes. My mistake has been, among many others, to plant a Thuja Brabant at the house corner. When planting it was so small, under one meter. I would have never guessed that it grows so huge — higher than the house. We have not yet cut it down, cut only those branches that touch the house. Thank you for linking, sunny greetings, riitta
Hallo Wolfgang,
schon traurig, aber wenigstens früh genug. Wir haben eine Monstertanne im Garten — inzwischen 40 Jahre alt — die in meinen Augen weg müsste. Auch wegen der vielen trockenen Äste. Außerdem wächst unten drunter und inzwischen im größeren Umkreis nichts mehr. Aber mein Mann ist strikt dagegen. Ich kann mich da bisher nicht durchsetzen. Das Fällen würde auch eine Wahnsinnsaktion und sicher sehr teuer werden. Die Tanne stand 1980 als Weihnachtsbaum in unserem Wohnzimmer 😀.
Herzliche Grüße und euch ein schönes Wochenende
Elke
Sicheltanne habe ich bisher weder gesehen, noch gehört. Es wird leider immer wieder mal nötig, zur Säge zu greifen. Manchmal unterschätzt man die Wuchskraft von Bäumen einfach. Meine Kugelesche hat es sogar geschafft, die Baumbank zu sprengen. In diesem Fall hat der Baum gewonnen und die Bank musste weichen. Ich sehe es aber immer wieder auch als neue Chance und Platz für Anderes.
Viele Grüße von
Margit
It’s truly sad when a tree has to be cut, but that’s how things work sometimes. I do hope your robot mower doesn’t get stuck on the stump!
Thank you for being a part of ‘My Corner of the World’ this week!
Vielen Dank für den Einblick in die Baumfällung deiner Sicheltanne. Ich kannte diese Baumart noch gar nicht, aber das Exemplare so alt werden können ist schon erstaunlich. Was hast du dann eigentlich mit dem Stumpf gemacht?
Einen Baum zu fällen fällt mir auch schwer. Ich bin gerade mit unserem Baum im Garten am verzweifeln. Ich hoffe, dass er nicht gefällt werden muss. Wir haben ein Baumgutachten in Auftrag gegeben und dann werden wir sehen was zu tun ist. Ich kenne mich einfach nicht genug aus.