Das Rotkehlchen und Weihnachten

Um das Rot­kehl­chen ran­ken sich vie­le myste­riö­se Geschich­ten, die weit in der Zeit zurück rei­chen. Bei den Kel­ten und Ger­ma­nen galt das Rot­kehl­chen sogar als Trä­ger der Son­ne. Damit kam ihm eine unheim­lich wich­ti­ge Auf­ga­be zu, wenn man bedenkt wie wich­tig die Son­ne für das Leben auf unse­rem Pla­ne­ten ist. Man­che behaup­ten ja sogar, ohne die Son­ne gäbe es gar kein Leben, also auch kei­ne Rot­kehl­chen. Wenn aber die­ser Vogel die Son­ne trägt, dann muss er schon vor­her dage­we­sen sein. Und somit ist die Behaup­tung, ohne die Son­ne gäbe es kein Leben, wider­legt. Schließ­lich ist das Rot­kehl­chen ja auch ein Lebewesen.

Nach­dem wir jetzt also bewie­sen haben, dass es auch ohne Son­ne Leben gibt, kom­men wir wie­der zum eigent­lich The­ma zurück.

Der Name

Eigent­lich heißt das Rot­kehl­chen Erit­ha­cus rubecu­la. Jeden­falls denkt man in unse­rer Zeit, das sei der Name die­ses Vogels. Carl von Linné war noch der Mei­nung der Vogel hie­ße Mot­a­cil­la rubecu­la. War­um, das so ist, weiß ich nicht.
Wenig­stens sind sich alle bei rubecu­la einig. Das ist Latein und heißt Röt­chen.
Der deut­sche Name Rot­kehl­chen geht auf das alt­hoch­deut­sche Wort rotil oder roti­lo zurück.

Niko­laj Peters: Rot­kehl­chen, Tusch­pin­sel­zeich­nung, 1794.

Die Knol­le, auf der das Rot­kehl­chen sitzt, sieht auch irgend­wie nach einem Lebe­we­sen aus, und so gar nicht nach Sonne.

Spä­ter waren die Ger­ma­nen dann der festen Über­zeu­gung, das Rot­kehl­chen und Thor sei­en rich­tig dicke Freun­de, schließ­lich hat Thor einen unge­pfleg­ten, rot­far­bi­gen Bart, und die Blit­ze, die er zur Erde schleu­dert, sehen oft genug auch zumin­dest röt­lich aus. Und wer einen Gott zum Freund hat, mit dem fängt man bes­ser kei­nen Streit an. So galt das Rot­kehl­chen als hei­lig, und wer den Vogel ent­spre­chend behan­del­te, der war sicher vor Blitzeinschlägen.

Heut­zu­ta­ge setz­ten wir lie­ber auf Blitz­ab­lei­ter, und behan­deln das Rot­kehl­chen auch nicht mehr so zuvor­kom­mend. Wir grei­fen zu Insek­ti­zi­den und ande­ren Gif­ten, die auch die­sem wun­der­schö­nen Vogel scha­den. Mal sehen, wie lan­ge sich Thor das gefal­len lässt.

Das Rotkehlchen und Jesus

Auch hier spielt die­ser Vogel eine gro­ße Rol­le. So ver­such­te ein klei­ner, voll­kom­men unschein­ba­rer, brau­ner Vogel, Jesus von der Dor­nen­kro­ne zu befrei­en, die er am Kreuz trug. Das Tier sah, dass Jesus litt und woll­te ihm Lin­de­rung ver­schaf­fen, flog hin, und schaff­te es schließ­lich, wenig­stens einen Dorn aus der Kro­ne zu bre­chen. Dabei wur­de die Brust des Vogels mit einem Trop­fen von Jesu Blut benetzt. Und seit dem hat die­ser unschein­ba­re Vogel eine rote Brust, ein rotes Gesicht, heißt Rot­kehl­chen und ist auch nicht mehr so unscheinbar.

Eine ande­re Geschich­te weiß, dass damals als Jesus gebo­ren wur­de auch noch ein klei­ner Vogel im Stall anwe­send war, der lei­der in jeder Weih­nachts­krip­pe, wirk­lich jeder, sträf­lich ver­nach­läs­sigt wird. Maria, Josef und die ande­ren hat­ten ein Feu­er ent­facht, damit es in der Nacht nicht so kalt wird, und das Kind nicht frie­ren muss. Aber irgend­wann schlie­fen alle ein und nach eini­ger Zeit droh­te das Feu­er zu ver­lö­schen. Nur der Vogel hör­te die Dro­hung, flog ans Feu­er und wedel­te wie wild mit sei­nen Flü­geln dem Feu­er Luft zu, so dass es wie­der rich­tig brann­te. Der Vogel bemerk­te in sei­nem Eifer nicht, wie das Feu­er sein Gefie­der ver­brann­te und nur noch Blut zurück blieb, aber seit dem haben alle sei­ne Nach­fah­ren rotes Gefie­der auf Brust und Gesicht.

Ein Rotkehlchen in unserem Garten.

England

Eng­län­der haben eine ganz beson­de­re Bezie­hung zu Rot­kehl­chen. In den 1960zigern wähl­ten die Leser der Times das Rot­kehl­chen zum belieb­te­sten Vogel, und sie hät­ten es sicher ger­ne gese­hen, wenn die­ser Vogel zum Natio­nal­vo­gel erklärt wor­den wäre. Nur die Regie­rung sah und sieht das anders. Aber Weih­nach­ten ist in Groß­bri­tan­ni­en ohne das Rot­kehl­chen undenkbar.

Der eng­li­sche Name Robin geht wahr­schein­lich auf die Post­bo­ten der vik­to­ria­ni­schen Zeit zurück, die Robins genannt wur­den, weil sie rote Jacken im Dienst tru­gen. Eine der wich­tig­sten Auf­ga­ben die­ser Post­bo­ten war natür­lich das Über­brin­gen der Weihnachtspostkarten.

Eine ande­re Theo­rie neigt zu der Ansicht, dass die Ver­bin­dung des klei­nen Vogels mit der roten Brust zu Weih­nach­ten auf die schot­ti­sche Volks­sa­ge „Robin Redbreast’s Christ­mas Song” und auch auf die Geschich­te „The Mar­ria­ge of Robin Red­breast and the Wren” von Robert Burns zurück geht.

Die­ser wun­der­vol­le Vogel über­rascht aber auch noch mit andern, schon fast fan­ta­sti­schen, Eigen­schaf­ten, die wir schon ein­mal in einem ande­ren Post beschrie­ben haben. 

Wie man sieht hat die­ser Vogel mäch­ti­ge Freun­de, die man bes­ser nicht ver­är­gert. Aber auch, wenn das Rot­kehl­chen die­se Freun­de nicht hät­te, wür­den wir es trotz­dem mit Respekt behan­deln, so wie die gesam­te Natur.

Wir wün­schen Dir einen schö­nen Tag.

Vie­le lie­be Grüße

Loret­ta und Wolfgang 

Loretta

Loret­ta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)

14 Kommentare zu „Das Rotkehlchen und Weihnachten“

  1. Lie­be Loret­ta und Wolf­gang, Das Jahr neigt sich dem Ende, Zeit sich bei euch zu bedan­ken für das Öff­nen der schö­nen Link­par­ty und den Begeg­nun­gen über euer Por­tal. So zuver­läs­sig jede Woche ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, mein herz­li­ches Dankeschön.
    Das Rot­kehl­chen gehört zu mei­nen lieb­sten Vögel und ich freue mich immer wenn eines bei uns vor­bei­schaut. Inter­es­sant zu erfah­ren wel­che Bedeu­tun­gen man ihm nach­sagt, habe ich nicht gewusst.
    Euch bei­den wün­sche ich noch ein paar geruh­sa­me Tage zwi­schen Jah­ren und ein Zuver­sicht­li­ches Ankom­men im 2021
    L G Pia

  2. Guten Mor­gen Ihr Beiden,
    ich hof­fe Ihr hat­te bis jetzt besinn­lich-gemüt­li­che Stun­den. Und viel­leicht gab es für Euch ja sogar etwas mehr Win­ter­flair … Wir hat­ten heu­te früh nur leich­ten Frost und herr­li­chen Son­nen­schein, aber jetzt wird es wie­der win­dig und grau. Da machen wir es uns heu­te lie­ber gemüt­lich und schwel­gen in alten Zeiten.
    Ach ja das Rot­kehl­chen — ich freue mich auch immer wenn es vor dem Fen­ster am Gar­ten­tisch sehe. Und als unse­re 3 grau­en Kat­zen­mäd­chen noch nicht bei uns waren, da flog es bei uns sogar durch den Kat­zen­spalt zur Tür her­ein und unter­such­te im Win­ter den alten Apfelast. Im Trep­pen­haus gab es näm­lich schon damals alte Apfel­zwei­ge. Das wur­de im Lau­fe der Jah­re zu herr­li­chem Tot­holz, in dem es bei leich­tem Frost im Win­ter noch Insek­ten gab. Und nach so einem Snack flog es zur Tür und hüf­te durch den Spalt zurück in den Garten …
    Wäre unse­re Trep­pen­haus­tür jetzt wie­der tags­über einen Kat­zen­spalt breit geöff­net, hät­ten wir wahr­schein­lich schon wie­der Rotkehlchen‑, Mei­sen- oder Zaun­kö­nig­be­such. Und der klei­ne Igel hät­te wohl eben­so unser Trep­pen­haus vor eini­gen Tagen noch inspi­ziert, wie gestern das Mäus­chen. Das ret­te­te sich näm­lich vor unse­rem Krü­mel­chen durch den schma­len Lüf­tungs­schlitz ins Haus. Und Krü­mel hat­te es dort anschlie­ßend nicht mehr gefunden … ;-(
    Ich wün­sche Euch wei­ter­hin so schö­ne Foto­mo­ti­ve und Naturerlebnisse.
    Lie­be Weih­nachts­grü­ße schickt Silke

  3. Lie­be Loret­ta, lie­ber Wolfgang,
    ich kann die Eng­län­der (in die­ser Bezie­hung) abso­lut ver­ste­hen. Die klei­nen Vögel sind schon etwas Beson­de­res. Ich mag sie jeden­falls sehr. Beson­ders wenn sie mal wie­der bei uns brüten.
    Euch noch einen schö­nen 2. Weihnachtstag.
    Vie­le Grüße
    Claudia

  4. Schö­ne Geschich­ten rund um einen wirk­lich hüb­schen Vogel. Ich freue mich immer, wenn ich ein Rot­kehl­chen im Gar­ten sehe. Es ist gar nicht mal so sel­ten da, aber sehr scheu. Ande­rer­seits bevor­zugt es ganz beson­de­re Plät­ze. Wenn man die­se im Auge behält, kann man es immer wie­der ent­decken. Eure Argu­men­ta­tio­nen zu bestimm­ten The­men las­sen mich immer schmun­zeln. Mal etwas ande­res als die Sache mit Hen­ne und Ei 😀🐔🥚😀. Ich wün­sche euch noch einen schö­nen Aus­klang der Weihnachtsfeiertage.
    Lie­be Grü­ße — Elke

  5. Ich mag das Rot­kehl­chen sehr, wuss­te aber nicht, dass es so viel Geschich­ten über es gibt.
    Aber das es ein klei­ner Weih­nachts­vo­gel ist, das wuss­te ich schon.
    Ich hof­fe, Ihr hat­tet wun­der­ba­re Weih­nachts­ta­ge und ent­spann­te Stunden.
    Nun genießt noch die freie Zeit und seid lieb gegrüßt
    Nicole

  6. Guten Mor­gen ihr Beiden,
    ich wün­sche Euch noch naträg­lich schö­ne Weih­nach­ten und ein gutes neu­es Jahr.
    Die Geschich­te um Robin usw. wuß­te ich, es gab doch mal auch ein Lied der
    Sil­ver Convention
    Fly Robin Fly, da ist von der Rot­kehl­chen­flie­ge die Rede und ich habe mich da vor Jah­ren mal
    kun­dig gemacht.
    https://www.youtube.com/watch?v=oUPdG4DA42g
    Nun wün­sche ich Euch ein gutes neu­es Jahr und alles Gute.
    Lie­ben Gruß Eva

  7. Guten Mor­gen und: Sor­ry, dasz ich viel zu spät bin. — Ein kran­kes Haus­tier bringt die Fei­er­ta­ge doch gewal­tíg durcheinander…
    Ja das Rot­kehl­chen — es ran­ken sich so vie­le Legen­den dar­um! Der ein­zi­ge Vogel, der im Win­ter sin­gen mag und uns­re Mut­ter hat mal eine Back­mo­del her­ge­stellt mit Rot­kehl­chen und der Auf­schrift: mit­ten im tie­fen Winter -
    Lei­der kam ich nicht zu Weih­nachts­bäcke­rei, aber ich konn­te die Form noch ret­ten und wer­de sie spä­ter verwenden.
    Ich mag auch sehr das Rot­kehl­chen ín dem Buch „Der gehei­me Gar­ten” von F.H. Bur­nett, eines mei­ner Lieblingsbücher…
    Jetzt wün­sche ich Euch wenig­stens noch eine schö­ne besinn­li­che Zeit zwi­schen den Jah­ren und ein gutes Hin­ein­kom­men in ein gesun­des Neu­es („gesund” bekommt gera­de jetzt die aller­ober­ste Priorität)
    Herz­li­che Grüsze aus dem Harz
    Mascha

  8. Lie­be Loret­ta und lie­ber Wolfgang,

    das Rot­kehl­chen ist in der Vogel­welt mein ganz beson­de­rer Lieb­ling, von daher freue ich mich über Euren Post ganz besonders.

    Herz­li­che Grüße
    von Anke

  9. Schön, was Ihr über das Rot­kehl­chen zu berich­ten wisst. Ich konn­te kürz­lich sogar an mei­nem Fut­ter­haus eines beob­ach­ten, obwohl hier eigent­lich tota­le Flau­te herrscht.
    Ich wün­sche Euch schon mal alles Gute für das neue Jahr
    Vie­le Grü­ße von
    Margit

  10. war­um heist das rot­kehl­chen rot­kehl­chen? weil es ein rotes kehl­chen hat ;-D
    dass man thors lieb­lings­vo­gel dann noch fix den jesus andich­ten muss­te war ja wie­der klar.….…..
    guten rutsch! xxxx

  11. Hal­lo und ein fro­hes neu­es Jahr an euch!
    Was für ein schö­ner Post, auch bei mir im Gar­ten lebt ein Rot­keh­len und sorgt mit sei­nem klir­ren­den Gesang immer für ein Lächeln.
    Die klei­nen Vögel sind manch­mal sehr zutrau­lich und wagen sich auch in Men­schen­nä­he. Wenn mein Vater im Gar­ten Wild­kraut ent­fern­te, saß oft ein Rot­kehl­chen in sei­ner Nähe und bekam auch mal einen Wurm zuge­wor­fen. Das hat es sich gemerkt und war oft in sei­ner Nähe. 

    Das Rot­kehl­chen als Trä­ger der Son­ne ist eine wun­der­ba­re Vorstellung. 

    Lie­be Grü­ße und ein schö­nes Wochenende,
    Barbara

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