Der Ameisenstaat
Aus der Familie der Hautflügler
Ameisen (wissenschaftlicher Name: Formicidae) gehören zu den staatenbildenden Insekten, und diese Staaten bilden sie auch gerne in unseren Gärten. So mancher Gärtner sieht das allerdings nicht so gerne, da diese Ameisen Blattläuse quasi wie Vieh halten und auch beschützen. Sie haben es vor allem auf die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse abgesehen, den sogenannten Honigtau. Als Viehzüchter gehen sie ungemein geschickt vor und schrecken auch nicht davor zurück, die Blattläuse umzusiedeln, wenn der Weg zum Nest dann nicht mehr so lang ist.
In unseren Gärten tummeln sich vorwiegend die Schwarze Wegameise (Lasius niger) und die Gelbe Wegameise (Lasius flavus). Dabei handelt es sich um relativ kleine Vertreter ihrer Art, die nur wenige Millimeter groß werden und auch selten mehr als circa 500 Arbeiterinnen beschäftigen.
Hymenoptera
Ameisen gehören zur Familie der Hymenoptera, auf deutsch Hautflügler. Und damit gehören sie zur gleichen Familie wie Hummeln und Bienen und noch ungefähr 156.000 andere Arten. Die Familie ist also recht groß.Das Wort Hymenoptera kommt übrigens aus dem Griechischem: Altgriechisch hymḗn, deutsch ‚Haut‘ und altgriechisch pterón, was auf deutsch ‚Flügel‘ bedeutet.
Ameisenstaat
Die Staaten, die Ameisen bilden, sind wirklich faszinierend. Dabei gibt es Staaten, die nur aus wenigen dutzend Individuen bestehen bis hin zu Völkern, die aus rund 20 Millionen Mitgliedern bestehen. Man unterscheidet Staaten, die nur eine begrenzte Lebensdauer haben und solche die potenziell unendlich alt werden können. Wie fast alles in diesen Staaten hängt auch die Lebensdauer von der Königin ab. Staaten, die sich nur auf die eine absolute Herrscherin verlassen, sterben unweigerlich, wenn die Königin stirbt. Es werden schlicht keine Eier mehr gelegt und der Nachwuchs bleibt aus, die Gesellschaft überaltert extrem. Andere Ameisenstaaten hingegen haben mehrere Königinnen oder der Platz der toten Königin wird an eine neue Regentin übergeben, so dass der Staat überlebt. Königinnen können übrigens ein beträchtliches Alter von mehr als 20 Jahren erlangen. Bei der Schwarzen Wegameise (Lasius niger) schätzt man die Lebenserwartung der Königin auf unglaubliche 29 Jahre.
Superkolonien
Manche Ameisenstaaten beschränken sich auch nicht auf nur einen Standort, nein, sie bilden Tochterkolonien. So manche Königin zieht nach der Begattung mit recht vielen Arbeiterinnen im Gefolge einfach aus und gründet ihre eigene Kolonie. Zwischen diesen Kolonien findet darüber hinaus ein reger Austausch statt und die verschieden Mitglieder jeder einzelner dieser Standorte bekämpfen sich auch nicht, was Ameisen sonst sehr heftig tun. Wenn eine koloniefremde Ameise versucht in einen Bau einzudringen wird diese vertrieben oder sogar getötet.
Auf diese Weise bilden diese Ameisenvölker regelrecht Superkolonien mit vielen Milliarden Mietgliedern. Besonders leicht fällt das den Ameisen, wenn der Mensch sie in Gebiete einschleppt, in denen sie keine natürlichen Feinde haben. Die Argentinische Ameise (Linepithema humile) ist ein solcher Fall. Sie breitet sich an der Küste des Mittelmeers ungehindert aus und hat mittlerweile eine Superkolonie gebildet, die sich von Galicien bis hin nach Norditalien erstreckt, immerhin rund 6000 Kilometer Küstenlinie. Und damit bilden diese Ameisen auch die größte Kolonie eines mehrzelligen Lebewesen überhaupt.
Altruistisches Verhalten
Ameisen gehören zu den eusozialen (wirklich sozialen) Lebewesen. Die Arbeiterinnen pflanzen sich selbst nicht fort und stellen ihr gesamtes Leben in den Dienst an der Kolonie. Dass passte nicht so ganz in die Evolutionstheorie, denn eigentlich ist jedes Lebewesen daran interessiert, seine eigenen Gene weiter zu geben. Erst 1968 konnte dieses Problem gelöst werden. Der britische Biologe B William D. Hamilton stellte die Theorie der Verwandtenselektion auf, die besagt, dass es für die Gesamtheit einer Art von Vorteil ist, wenn Töchter auf eigene Nachkommen verzichten und dafür helfen, die Nachkommen von engen Verwandten groß zu ziehen. Bei Ameisen und auch bei Hummeln und Bienen kommt hier eine Besonderheit der Genetik zum tragen.
Töchter bekommen von ihrer Mutter, der Königin einen Chromosomensatz und einen weiteren von ihrem Vater. So weit, so bekannt. Das ist bei uns Menschen nicht anders.
Allerdings gibt es bei staatenbildenden Insekten eine Besonderheit. Der Vater hat nur einen Chromosomensatz, und kann deswegen auch nur immer diesen einen, gleichen Satz vererben. Männchen sind haploid. Die Mutter hat aber, genau wie wir Menschen, zwei Chromosomensätze, sie ist diploid. Und einen der beiden Sätze gibt sie an ihre Töchter weiter. Die Töchter bekommen also immer den gleichen Chromosomensatz des Vaters und sind mit diesem deshalb zu 100% verwandt. Die Königin ist aber nur zu 50% Prozent mit ihren Töchtern verwandt. Nur die Hälfte der Gene sind ja von ihr selbst. Die Töchter untereinander sind allerdings im Schnitt zu 75% Prozent miteinander verwandt.
Egoistische Gene
Da die Töchter untereinander mehr gemeinsame Gene besitzen, als sie mit ihren eigenen Nachkommen hätten, macht es aus Sicht der Gene mehr Sinn, die eigenen Schwestern groß zu ziehen als die eigenen Nachkommen.Männchen haben keinen Vater
Männliche Ameisen entstehen nur aus einem unbefruchteten Ei, sie bekommen also nur die Gene der Mutter. Da das Ei unbefruchtet ist, müssen die Männchen auch mit nur einem einfachen Chromosomensatz zurechtkommen. Ist das nicht erstaunlich?
Generell spielen die Männchen im Ameisenstaat keine große Rolle. Sie haben nur eine einzige Aufgabe. Ist diese erfüllt, sterben sie.
Ameisen als Schädlinge zu betrachten, die im Garten unbedingt bekämpft werden müssen, ist schlicht falsch. Es sind faszinierende Wesen, die schon sehr viel länger die Erde bevölkern als wir uns das vorstellen können, seit mindestens 100 Millionen Jahren.
Zugegeben habe sie ein paar Angewohnheiten, die der ein oder andere nicht gerne sieht, wie etwa das Halten von Blattläusen oder die Vorliebe Nester unter der Terrasse anzulegen. Das ist aber kein Grund, sie gnadenlos zu jagen. Vielleicht sollten wir einfach mehr Raum zugestehen und auch die Viehhaltung verzeihen. Denn das alles tun sie ja nicht, um uns zu ärgern. Sie wollen einfach nur überleben.
❧ Wir wünschen Dir eine gemütliche und schöne Herbstzeit ❧
Viele liebe Grüße
Loretta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)
Wolfgang: Text
Ui, was für tolle Makroaufnahmen! Die sind ja schon was fürs Ameisenfamilienalbum! 🙂
Bei Ameisen denke ich mir immer, dass die Intelligenz wirklich im gesamten Staat liegen muss- wenn man die einzelnen verwirrten Kameraden so betrachtet, kann man sich ja echt nur wundern, dass die jemals einen Ameiesenhaufen oder ein Nest zustandebringen. Dass die männlichen Tiere keine Vater haben, war mir jetzt aber auch nicht so richtig klar. Schon interessant, die Krabbler.
LG
Centi
Hallo ihr Liebe, ich melde ich später, bin ein bissl in Eile!
Alles Liebe und schöne Oktobertage
Traude
🍁🌻🍂 🌻🍁
https://rostrose.blogspot.com/2023/10/straenkunst-und-gartenlust.html
So, liebe Loretta und lieber Wolfgang, jetzt hatte ich Zeit, mir euren hochinteressanten Ameisenbeitrag durchzulesen. (WIr haben nämlich an diesem Wochenende Oma-Opa-Dienst…aber jetzt schläft Jamie.) Es ist wirklich spannend, was es über diese Tiere zu erfahren gibt. Dass sie teilweise sooo alt werden können und sooo große Staaten bilden, wusste ch nicht und auch nichts über ihre Fortpflanzung bzw. familiären Verhältnisse.
Ich muss zugeben, dass ich keine besondere Ameisenfreundin bin — eben wegen ihrer „Viehhaltung” auf unseren Johannisbeer- und Rosensträuchern und weil sie sämtliche Trittsteine „unterminieren” und offenbar auch Blumensamen fressen oder verschleppen. Aber ihr habt natürlich recht, man sollte ihnen einen gewissen Lebensraum zubilligen und sie haben ja auch einige nützliche Seiten. Wenn sie allerdings zu uns ins Haus kommen (was mindestens einmal im Jahr vorkommt) kennen wir keine Gnade…
Alles Liebe und schöne Oktobertage
Traude
🍁🌻🍂 🌻🍁
https://rostrose.blogspot.com/2023/10/straenkunst-und-gartenlust.html
Ich beobachte Ameisen immer sehr gerne. Die sind so spannend. In meinem Garten werde ich ihnen sowieso nie Herr, die leben halt da, und das ist auch in Ordnung. Manchmal kann ich Grünspechte dabei beoabachten, wie sie sich einen BAu ausheben. Auch das ist faszinierend.
Herzlichst
yase — die immer noch viel zu tun hat gerade
Danke für den interessanten Bericht über die Ameisen. Vieles habe ich garnicht gewusst.Für mich gehören Ameisen zur Natur und dürfen im Garten leben.Sie sind nützlich,sie verbreiten Pflanzensamen und unterstützen den Abbau von pflanzlichen Material u.a..Jedes Tier hat seine Daseinsberechtigung.Liebe Grüsse und einen schönen Sonntag.
Sehr interessante Informationen. Wir haben im Garten reichlich Ameisen und haben sie öfter auch mal im Haus. Das ist dann leider nicht so schön, vor allem nicht, wenn es die riesigen sind, und sie sich einbilden, bei uns nisten zu müssen.
Die Makroaufnahmen sind großartig.
Herzliche Grüße – Elke
Großartige Aufnahmen und ein großartiger Bericht über die Ameisen lieber Wolfgang. Es ist
einfach wunderbar, dass du dir die Mühe gemacht hast uns mit so interessanten Informationen
zu bestücken, danke.
Wünsche einen sonnigen Herbsttag und sende liebe Grüße, Karin Lissi
Was für faszinierende kleine Tiere!
Danke für diesen spannenden Text und die fantastischen Fotos dazu.
Mit herzlichen Grüssen in den beginnenden Sonntag,
Brigitte
Wow so alt können Ameisen werden? Ich habe gerade viel über Ameisen gelernt. 😁
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina
Wow was für herrliche Aufnahmen. Ja Ameisen sind zwar lästig wenn sie zu nah am Haus oder im Haus sind deshalb lass ich sie auch im Rasen und überall in den Beeten gerne leben denn irgendwo müssen sie ja auch hin. Danke für den Beitrag ich habe es gerne gelesen.
Liebe Grüße
Kerstin und Helga
Staaten bildende Insekten sind wirklich faszinierend u d Danke für Dein sehr ausführliches Portrait. In der Vergangenheit ha2ben sich die kleineren Vertreterinnen gern in den Holzstämmen angesiedelt. Aber dieses Jahr gab es recht wenige im Garten (dafür leider eines im Haus an der Terrassen Tür, das ging dann leider wirklich nicht) und prompt gab es mehr ‘Schädlinge.
Liebe Grüße
nina
sehr interessant was du uns über die Ameisen erzählen kannst
vieles davon wußte ich auch noch nicht
aber merkwürdig..
große Ameisen habe ich keine im Garten
dieses Jahr waren auch nur wenige Blattläuse im Frühjahr an den Rosen
dann keine mehr
aber ich habe ganz winzige Exemplare
die an den unmöglichsten Stellen ihre Eier ablegen..
z.B. an so einem Naturbesen.. (aus was sind die eigentlich .. 😉 )
oder da lagen ein paar Blätter und darunter lauter Eier..
die sind dann mit auf den Grünschnitt gewandert 😉
liebe Grüße
Rosi
schöne ameisenportraitfotos!!
hier kriegen die biester jede menge raum, der garten hat soviele wilde, unaufgeräumte ecken.….. nur aus dem haus muss ich sie jedes frühjahr schmeissen — kaum aus der winteruhe erwacht, haben sie grossmachtsträume und wollen im wohnzimmer einziehen!
xxxx
Die Staaten bildenden Insekten sind schon faszinierend. Im Garten können die Ameisen ganz schön lästig werden, aber am Ende hat doch jedes Tier seine Aufgabe in der Natur.
Liebe Grüße
Susanna
Oh was für viele interessante Infos — vieles habe ich nicht gewusst. Bin zwar auch nicht so die Ameisenfreundin, aber ich halte es mit Leben und leben lassen, aber ihre Blattläuse die müssten wirklich nicht sein,
lieben Gruß
Kirsi
Ja, ich finde Ameisen auch faszinierend. Und euer Bericht mit den fantastischen Bildern ist große Klasse! Wir hatten dieses Jahr kaum welche in unserem Garten…
Liebe Loretta, lieber Wolfgang, ich wünsche euch noch eine gute Restwoche!
Herzliche Grüße
Ingrid
Danke für Euren tollen Bericht und die faszinierenden Fotos, lieber Wolfgang und liebe Loretta. Wunderbare Natur, ja Ameisen gibt es bei uns im Garten und sie nisten sich unter Gießkannen und in offenen Terrakotta-Kugeln ein, in diesem Jahr gab es eine Ameisenstraße an unserem Pflaumenbaum, immer wieder interessant, diesem äußerst geschäftigen Treiben zuzusehen. 🥰
Liebe Grüße und einen schönen Abend für Euch.
Herzlich Traudi.♥
Guten Morgen ihr Lieben!
WOW, was für ein Info! Ich habe das mit den Genen noch nie gehört, um so interessanter ist es. Unglaublich!
Danke für diese Info!
Liebe Grüße
Anne
https://www.wortperlen.de/kommentare/floral-friday-fotos-n-176–228.…11749/
Ein wunderbarer Beitag vielen Dank euch beiden.
Herzliche Grüsse Bauke.