Hummeln und Tomaten
Bombus und Solanum lycopersicum
Dass es uns jetzt endlich, nach vielen Fehlversuchen, die uns über den Rand der Verzweiflung trieben, gelungen ist, Tomaten zu ziehen, haben wir ja schon berichtet. Und auch die faszinierende Hummel war schon Thema eines Posts. Und sicher weiß auch jeder Gärtner, dass Tomaten nicht gerade einfache Pflanzen sind. Loretta und ich können davon schon mehrere Lieder singen.
Was aber haben Hummeln speziell mit Tomaten zu tun? Warum sind Hummeln wichtig, wenn man eine wirklich sehr gute Tomatenernte haben möchte?
Gewächshaustomaten
Tomaten gehören zu jenen Feldfrüchte, die man nicht einfach so bestäuben kann, nein, es muss eine Vibrationsbestäubung sein. Die Blüte muss in rasche Schwingungen versetzt werden, sonst geht es nicht. Als wäre die Tomate nicht schon zickig genug.
Bis in die späten 80er des letzten Jahrhunderts bestäubten Menschen die Gewächshaustomaten. Sie liefen mehrmals pro Woche mit vibrierenden Stäben durch die Gewächshäuser und berührten damit jede Blüte einzeln. Diese Methode war nicht nur kostenintensiv sondern auch noch nicht besonders effektiv.
Doktor Roland De Jonghe
war ein belgische Humelliebhaber und Veterinär, der 1985 entdeckte, dass Tomaten in Gewächshäusern viel besser bestäubt werden, wenn man einfach ein Hummelnest in ihnen platziert und die Hummel einfach machen lässt. Denn Hummeln haben die Bestäubung von Blüten einfach viel besser drauf als irgendjemand, der mit einem vibrierenden Stäbchen herumläuft und möglicherweise keinen wirklichen Sinn in seiner Tätigkeit erkennen kann. Hummeln hingegen sind da ganz in ihrem Element.
Aber wie machen sie das?
Vielleicht kann man die Blüte der Tomatenpflanze am ehesten mit einem umgedrehten Pfeffer- oder Salzstreuer vergleichen. Die Pollen wollen herausgeschüttelt werden, und das beherrscht die Hummel meisterhaft.
Sie umklammert die Staubbeutel mit Hilfe ihrer Mandibeln, und fängt dann heftig an zu vibrieren. Die Vibration erzeugt die pummelige Pelzbiene übrigens mit ihrem Flugmuskel. Gleichzeitig fängt sie den Pollen, den sie so herausschüttelt, auf.
Unter Mandibeln versteht man die Mundwerkzeuge verschiedener Insekten. Hier die Mandibel eines Grashüpfers.
Hummeln bestäuben mittlerweile weltweit jede Tomatenzucht, außer in Australien, dort ist deren Einfuhr aus gutem Grund verboten. (In Australien hat man einfach schon genug schlechte Erfahrungen mit Tieren und Pflanzen gemacht, die dort nie heimisch waren. Man denke ja nur an den Buchsbaumzünsler, hier in Deutschland und man gewinnt ein Vorstellung davon, welchen enormen Schaden selbst Schmetterlinge anrichten, die ganz harmlos aussehen und zudem auch noch recht klein sind.)
Vor- und Nachteile
Die Früchte der Tomatenpflanzen sind zahlreicher und sollen sogar besser schmecken, wenn eine Hummel die Blüten bestäubt. Gleichzeitig werden die Betreiber dieser riesigen Gewächshäuser gezwungen, weniger oder gar keine Pestizide einzusetzen. Denn die Hummeln würden sonst wohl unweigerlich ihren Dienst einstellen, einfach weil sie sterben würden. Das geht sogar so weit, dass die Produzenten zur natürlichen Schädlingsbekämpfung übergegangen sind. Dazu setzen sie Insekten ein, die die Tomtenschädlinge bekämpfen. Für den Konsumenten eine gute Nachricht.
Andererseits war es noch nie eine gute Idee, eine bestimmte Spezies in alle Welt zu schicken, auch dahin, wo sie eigentlich nicht vorkommt. Denn auch, wenn die Völker in Gewächshäusern zum Einsatz kommen, ist es fast unmöglich, dafür zu sorgen, dass die Tiere auch wirklich im Gewächshaus bleiben. Jedes Gewächshaus besitzt Lüftungsschlitze und auch Türen. Früher oder später werden die Hummeln abhauen und versuchen, sich in ihrer neuen Umgebung anzusiedeln. Das kann erhebliche Konsequenzen für die heimische Flora und Fauna haben. Besonders wenn man bedenkt, dass nicht nur die Hummeln in ferne Länder und Kontinente geschickt werden, sondern mit ihnen, quasi als blinder Passagier, auch zahlreiche Hummelkrankheiten, die teilweise auch Bienen befallen.
Man braucht also für eine erfolgreiche Tomatenzucht nicht nur ein Dach, dass die Tomaten vor allzu viel Regen schützt, viel Sonne, eine gute Erde und noch andere zahlreiche Voraussetzungen, sondern am Besten auch noch Hummeln, die für eine sachgerechte Bestäubung sorgen.
❧ Wir wünschen Dir eine gemütliche und schöne Zeit ❧
Viele liebe Grüße
Loretta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)
Wolfgang: Text
Ja, es ist verrückt, was ihr da zu berichten wisst! Kein Wunder, dass es so kompliziert ist, sind die Tomaten ja auch „eingeschleppt“ worden ( zum Glück, denn sie sind mein Lieblingsgemüse ).
Gestern von Asiatischen Springwürmern gelesen, die eine „Erde“ zurücklassen, die nährstoffarm und damit recht unfruchtbar ist, ganz im Gegensatz zu den „Produkten“ unserer heimischen Regenwürmer, diesen segensreichen Gartenmitbewohnern! In den USA hat man mit ihnen schon heftig zu kämpfen. Da ist der Zünsler ein echter Heiligenknabe dagegen.
Habt einen schönen Altweibersommer!
Astrid
Super spannender Artikel, Dankeschön! Da schmecken die gekauften Tomaten gleich wieder besser. Die eigene Ernte neigt sich nämlich schon dem Ende und dort scheinen die Hummeln sehr fleißig gewesen zu sein. Wobei sie auch so schon zu meinen absoluten Gartenlieblingen zählen und ich sie stundenlang im Lavendel beobachten könnte.
LG
Vanessa
Hallo ihr Beiden,
das ist ja super interessant und natürlich ist es immer schwierig, wenn sich die Tierwelt in Bereiche begibt in denen sie nicht vorkommt. Vieles wusste ich nicht über Tomaten und Hummeln. Wir haben einfach Tomatenpflanzen und machen uns nicht viel Stress damit. Oft bekommen wir mehr Tomaten als gedacht.☺️
Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße Tina
Wie gut, dass die Hummeln bei euch so fleißig waren und euch so eine tolle Ernte beschert haben. Hoffen wir, dass unsere Insekten uns als Bestäuber erhalten bleiben, damit wir hier nicht auch irgendwann den Pollen von Hand mit dem Pinsel verteilen müssen. Dass die Tomaten besser schmecken, wenn eine Hummel am Werk war, bezweifle ich allerdings …
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Susanna
Guten Morgen, ihr Lieben.
Euren Beitrag muss ich mir nachher noch ein zweites Mal in Ruhe zu Gemüte ziehen. In einem meiner Posts, den ich nachher noch ordentlich verlinken werden, geht es auch um Tomaten: https://mainzauber.de/2023/09/der-eisenholzbaum-ist-da. Aber auch um unseren neuen Eisenholzbaum.
Darüber hinaus habe ich euch aber gerade einen entspannten Abendspaziergang über die Schwanheimer Düne verlinkt.
Ich wünsche euch ein angenehmes Wochenende.
Herzliche Grüße – Elke
Liebe Loretta, lieber Wolfgang,
zur Bestäubung der Tomaten habe ich noch was anzufügen : die Hummeln beißen die Blüten an, um an die Pollen zu gelangen, die dabei entstehenden Vibrationen sorgen für die Bestäubung innerhalb der Blüte. Da Tomaten Zwitterblütler sind, können sie sich selbst bestäuben. Dadurch, dass die Blüte geschlossen bleibt, bleiben die Nachkömmlinge Sortenrein. Selten kommt es vor, dass die Narbe mal aus der Blüte ragt und fremdbestäubt wird, sodass Kreuzungen entstehen. So gelesen in dem tollen Tomatenbuch von Frau Studer. ( Sehr zu empfehlen.)
Was mich sehr wundert, ist, dass ihr die Tomaten als schwierig beschreibt, bei uns sind sie völlig unkompliziert, samen sich auf dem Kompost sogar selbst aus. Außer, dass sie natürlich Wärme brauchen, wachsen sie hier äußerst üppig. Wir haben nur alte Sorten, düngen mit Kompost und Steinmehl. Gegen Regen haben sie ein Schutzdach.
Kann es an euerem Boden liegen ? Wir haben hier im Grundstück auch eine Stelle, an der alle Pflanzen nur mickern und mit Krüppelwuchs reagieren. Wer weiß, was unsere Vorbesitzer da eingegraben haben, der Hof wurde früher landwirtschaftlich genutzt, wir haben schon alles Mögliche ausgegraben.
Ich wünsche euch, dass ihr doch noch Glück mit den schönen Paradiesäpfeln habt, es ist ein solcher Genuss, Tomaten aus dem eigenen Garten zu ernten !
Liebe Grüße
Inge
Oh, super tolle Hummelfotos!
Mit Tomaten war ich bis jetzt auch noch nie ganz so glücklich. Sie wachsen, sie gedeihen, es sind auch jede Menge toll aussehender Früchte dran, aber das Aroma ist irgendwie nicht besser als bei denen aus dem Supermarkt. Und auf meinem jetzigen Balkon ist es für Tomaten zu heiß — die kochen am Stängel. =/
Trotzdem werd ich’s villeicht nächstes jahr wieder versuchen, weil die Spannung immer so groß ist. 😀
LG
Centi
In Wort und Bild lieber Wolfgang ein herrlicher Bericht, wieder viel dazu gelernt.
Wünsche euch eine schöne Zeit und sende liebe Grüße, Karin Lissi
Wunderbar und lehrreich war dieser Artikel für mich. Das Zusammenspiel der Hummeln und Tomaten kannte ich nicht — wir haben keine Tomaten im Garten — und freue mich deshalb über die schönen Fotos und den Wissensschub. :–)
Einen lieben Sonntagsgruss,
Brigitte
Hallole,
das war jetzt aber interessant.
Naja, schwierig?
Bei mir sicherlich, aber wo ich schaue, überall sind die schönsten Tomaten in den Gärten.
Bei manchen Leuten scheint das nich kompliziert zus ein. Gerade auch die Weinbergtomaten wachsen doch sehr gut.
Ich hole meine Tomaten immer in Hochdorf, da werden sie allerdings im Gewächshaus gezüchtet, super schmecken die und m.E. sind sie genauso gut, wie Gartentomaten.
Ist ein wenig weiter mit dem Auto zu fahren, aber es lohnt sich. Ich verbinde das immer mit meinen Einkäufen.
Nun wünsche ich Euch ein frohes Wochenende und genießt die spätsommerlichen Tag.
Liebe Grüße Eva
Hallo,
danke für den tollen Bericht über die Hummeln. Die Fotos sind super. Aber wahrscheinlich bearbeitest Du sie mit einem Fotoprogramm. Ich würde das auch gerne mal lernen. Aber so manche Einstellungen meiner Kamera sind mir immer noch fremd.….und wenn ich es mir erklären lasse, dann vergesse ich es später wieder, auch weil ich es nicht richtig begriffen habe. Denn hätte ich es richtig begriffen, würde ich es nicht vergessen. Und für Fotobearbeitungsprogramme müsste ich
einen VHS Kurs besuchen.
Ich bin auch etwas verwundert, dass ihr Tomaten als schwierige Frucht bezeichnet. Ich ziehe jedes Jahr Tomaten im Gewächshaus, pflanze sie Ende April. Die Erde besteht aus meiner eigenen Komposterde. Beim Pflanzen gebe ich noch Hornspäne mit in das Pflanzloch. Ich stelle Tontöpfe an die Pflanzen. Gieße aber auch um die Wurzel herum die andere Erde. Ich denke mir, so gebe ich den Wurzeln einen Anreiz sich weiter auszubreiten. Zudem habe ich im Gewächshaus auch immer 3–5 Gurkenpflanzen. Wegen der Bestäubung der Tomatenblüten soll man sie etwas bewegen — so mache ich es jedenfalls.
In diesem Jahr habe ich die Tomatenpflanzen in einer anderen Gärtnerei gekauft. Ob es daran lag, ich weiß es nicht. So eine gute Tomaten und Gurkenernte wie in diesem Jahr hatte ich noch nie.
LG Agnes
sehr interessant ..
ich habe nur 3 Tomaten im Topf..
sie haben kein Dach und müssen so klar kommen 😉
dass man Hummeln braucht wußte ich nicht
liebe Grüße
Rosi
Hier sind es hauptsächlich Ackerhummeln, die die Tomaten bestäuben.
Leider kommt jetzt wieder die Braunfäule und für dieses Jahr ist wohl Schluss.
VG
Elke