Fachwerk in alten Dokumenten

Für alle Freun­de des Fach­werks habe ich hier ein paar Doku­men­te zusam­men getra­gen, die ich in Büchern oder in mei­ner Samm­lung gefun­den habe.

Baugenehmigung, 1938

Baugenehmigung für den Anbau einer Küche

In mei­ner Samm­lung alter Doku­men­te habe ich eine Bau­ge­neh­mi­gung für einen Anbau an ein altes Fach­werk­haus gefunden.

Das Haus hat mal mei­nen Eltern gehört. Irgend­wann hat mei­ne Urgroß­mutter in die­sem Haus gelebt. Als ich Kind war hat dort schon nie­mand mehr gewohnt, dafür war das Haus ein­fach zu klein und auch zu unbe­quem; Bad und Toi­let­te, waren nur über den Hof zu erreichen.

Die Bal­ken bestan­den nur aus Tan­nen­holz, das weiß ich, weil ich mei­nem Vater mal gehol­fen habe, eine Gie­bel­wand zu erneu­ern, und das, was von den Bal­ken noch übrig war, war eigent­lich nur noch die äuße­re Farb­schicht. Man konn­te mit einem Schrau­ben­zie­her ohne gro­ße Mühe ein­fach rein­ste­chen. Trotz­dem stand die Wand noch.

Reno­viert hat mein Vater natür­lich mit Zement, Beton, Kalk­sand­stein und was damals halt so üblich war. Fach­werk hat ihn nicht inter­es­siert, im Gegen­teil alles was kein Fach­werk mehr war, war ein­fach bes­ser in sei­nen Augen.
Aber man muss wohl sagen, dass es auch nicht die Zeit war für Fachwerkhäuser.

Baugenehmigung, 1938

Mitt­ler­wei­le steht das Haus aller­dings nicht mehr. Die Bal­ken aus Tan­nen­holz waren für den Holz­wurm nicht wirk­lich eine Her­aus­for­de­rung. Und natür­lich hat auch die Zeit mit gehol­fen, die­sem Fach­werk­haus den Rest zu geben.

Holzbau (Holzbaukunst)

Fachwerk

In einem Lexi­kon von 1895 habe ich fol­gen­den Ein­trag gefun­den, der sich auch mit dem Fach­werk beschäftigt:


Holz­bau (Holz­bau­kunst), im Gegen­satz zum Stein- und Eisen­bau die Her­stel­lung gan­zer Bau­lich­kei­ten oder ein­zel­ner Tei­le von sol­chen aus Holz, wie sie vor allem vom Zim­mer­mann, im wei­te­ren Sinn aber auch durch den Tisch­ler, Drechs­ler u. aus­ge­übt wird. War der ursprüng­li­che Holz­bau, der Block­bau, geschich­te­ter Mas­sen­bau, so ist der ent­wickel­te Holz­bau aus­ge­spro­che­ner­ma­ßen Gerüst­bau, d.h. er besteht aus einem “Höl­zern” her­ge­stell­ten kon­struk­ti­ven Gerüst (Gerip­pe), des­sen Öff­nun­gen (Gefa­che) ent­we­der mit Holz (rei­ner Holz­bau, Bret­ter­bau) oder mit Mau­er­werk, Lehmsta­kung u. dgl. (gemisch­ter Holz­bau, Fach­werks­bau) geschlos­sen wer­den.


In for­ma­ler Bezie­hung sind dem Holz­bau enge­re Gren­zen gezo­gen als dem Stein­bau, denn das Holz ver­hält sich infol­ge sei­ne Struk­tur, d.h. sei­nes mas­se­lo­sern, im wesent­li­chen nach einer Abmes­sung, der Län­ge, gerich­te­ten, also lang­fa­se­ri­gen Wuch­ses für die Bil­dung von Kunst­for­men sprö­der als der Stein; es steht in die­ser Bezie­hung zwi­schen die­sem und dem Eisen. Die Mit­tel zur for­ma­len Behand­lung der Höl­zer, also des Gerü­stes, sind bei gesun­der Holz­tech­nik so zu wäh­len, daß “aus dem vol­len Hol­ze” pro­fi­liert und ver­ziert wird, d.h. daß ange­hef­te­te oder gar ange­leim­te Zut­hat (Lei­sten­werk u. dgl.) ganz oder doch thun­lichst ver­mie­den wird.


Die Flä­chen­bil­dung (der Schluß der Gefa­che) geschieht im rei­nen Holz­bau ent­we­der durch Ver­scha­len, wodurch stein­bau­ar­ti­ge Mas­sen­wir­kung erzielt wird, oder durch “Infül­lung­s­et­zen”, wobei sich das Gerüst zeigt, also mehr fach­werk­ar­ti­ge Wir­kung ent­steht. Die Holz­flä­che selbst wird in bei­den Fäl­len gebil­det durch waa­ge­rech­te , senk­rech­te oder schrä­ge, auch durch schup­pen­för­mi­ge Anord­nung der Schal‑, bez. Füll­bret­ter, deren even­tu­el­le Ver­zie­rung ent­we­der nach ähn­li­chen Rück­sich­ten auf die Holz­tech­nik wie bei den Höl­zern, oder, nament­lich bei Bema­lung, nach den von Mate­ri­al unab­hän­gi­gen Grund­sät­zen der Orna­men­tie­rung von Flä­chen erfolgt.
Geschicht­lich ist der Holz­bau die älte­ste Bau­wei­se.


Das deut­sche Fach­werk ist aus ein­ge­gra­be­nen durch Flecht­werk ver­bun­de­nen Pfahl­bau­ten (ursprüng­lich Schutz­weh­ren) ent­stan­den.


Zur höch­sten Aus­bil­dung gelang­te die Holz­bau­kunst seit dem Ende des 12. Jahr­hun­derts im Nor­den Euro­pas (Frank­reich, Deutsch­land, Eng­land, Nie­der­lan­de) in dem bür­ger­li­chen und bäu­ri­schen Wohn­haus.


Die Bil­der stam­men aus dem glei­chen Lexi­kon und stel­len Bau­ern­häu­ser dar. (So ein schmuckes Fach­werk­haus wie auf dem Bild unten, hät­te ich auch gerne.)

Fachwerk

Ich habe den Ein­trag aus dem Lexi­kon nicht kom­plett abge­schrie­ben; alles was mei­ner Ansicht nach nicht direkt mit Fach­werk zu tun hat, habe ich weggelassen.

Fachwerk im Handbuch der Kunstgeschichte

Aus dem Buch: Hand­buch der Kunst­ge­schich­te (Leip­zig 1898)

Viel­far­bi­ger Schmuck und ins­be­son­de­re hohe, über das Dach hin­aus­ra­gen­de Gie­bel zeich­nen die Häu­ser vor­neh­mer Bür­ger in Pom­mern, Meck­len­burg, in den Han­sastäd­ten aus. Immer­hin bleibt auch im spä­te­ren Mit­tel­al­ter das Fach­werk­haus der Haupt­ty­pus bür­ger­li­cher Woh­nun­gen. Auf stei­ner­ner Unter­la­ge lie­gen die Schwel­len, wel­che die durch Rie­gel und schrä­ge Stre­ben ver­bun­de­nen und ver­steif­ten Stän­der tra­gen. Die obe­ren Stock­wer­ke wer­den in Deutsch­land gewöhn­lich vor­kra­gend errich­tet, wohl aus kon­struk­ti­ven Grün­den, weil die her­aus­ra­gen­den Bal­ken dem unglei­chen Set­zen und dem Ein­bie­gen der Zwi­schen­bal­ken ent­ge­gen­wir­ken, dann aber auch aus Anhäng­lich­keit an die all­ge­mein ver­brei­te­te Bau­sit­te, wel­che die obe­ren Bau­tei­le gern vor­sprin­gen ließ. Die Fül­lun­gen der Wän­de, aus Lehm oder Back­stei­nen, boten sich dem far­bi­gen Schmucke, die Bal­ken­köp­fe, Schutz­bret­ter u. s. w. der pla­sti­schen Bear­bei­tung wil­lig dar. So gewann das Fach­werk­haus die hei­te­re zier­li­che Gestallt, wel­che das dürf­ti­ge Mate­ri­al oft völ­lig ver­ges­sen läßt. Es blieb noch im sieb­zehn­ten Jahr­hun­dert im Gebrau­che, änder­te bis dahin sei­ne Grund­form nicht wesent­lich, nach­dem im vier­zehn­ten Jahr­hun­dert die wich­ti­ge Neue­rung, die Fas­sa­de mit dem spit­zen Gie­bel (an Stel­le des Walm­da­ches) abzu­schlie­ßen, sieg­reich durch­ge­drun­gen war.

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