Für alle Freunde des Fachwerks habe ich hier ein paar Dokumente zusammen getragen, die ich in Büchern oder in meiner Sammlung gefunden habe.
Baugenehmigung für den Anbau einer Küche
In meiner Sammlung alter Dokumente habe ich eine Baugenehmigung für einen Anbau an ein altes Fachwerkhaus gefunden.
Das Haus hat mal meinen Eltern gehört. Irgendwann hat meine Urgroßmutter in diesem Haus gelebt. Als ich Kind war hat dort schon niemand mehr gewohnt, dafür war das Haus einfach zu klein und auch zu unbequem; Bad und Toilette, waren nur über den Hof zu erreichen.
Die Balken bestanden nur aus Tannenholz, das weiß ich, weil ich meinem Vater mal geholfen habe, eine Giebelwand zu erneuern, und das, was von den Balken noch übrig war, war eigentlich nur noch die äußere Farbschicht. Man konnte mit einem Schraubenzieher ohne große Mühe einfach reinstechen. Trotzdem stand die Wand noch.
Renoviert hat mein Vater natürlich mit Zement, Beton, Kalksandstein und was damals halt so üblich war. Fachwerk hat ihn nicht interessiert, im Gegenteil alles was kein Fachwerk mehr war, war einfach besser in seinen Augen.
Aber man muss wohl sagen, dass es auch nicht die Zeit war für Fachwerkhäuser.
Mittlerweile steht das Haus allerdings nicht mehr. Die Balken aus Tannenholz waren für den Holzwurm nicht wirklich eine Herausforderung. Und natürlich hat auch die Zeit mit geholfen, diesem Fachwerkhaus den Rest zu geben.
Holzbau (Holzbaukunst)
In einem Lexikon von 1895 habe ich folgenden Eintrag gefunden, der sich auch mit dem Fachwerk beschäftigt:
Holzbau (Holzbaukunst), im Gegensatz zum Stein- und Eisenbau die Herstellung ganzer Baulichkeiten oder einzelner Teile von solchen aus Holz, wie sie vor allem vom Zimmermann, im weiteren Sinn aber auch durch den Tischler, Drechsler u. ausgeübt wird. War der ursprüngliche Holzbau, der Blockbau, geschichteter Massenbau, so ist der entwickelte Holzbau ausgesprochenermaßen Gerüstbau, d.h. er besteht aus einem “Hölzern” hergestellten konstruktiven Gerüst (Gerippe), dessen Öffnungen (Gefache) entweder mit Holz (reiner Holzbau, Bretterbau) oder mit Mauerwerk, Lehmstakung u. dgl. (gemischter Holzbau, Fachwerksbau) geschlossen werden.
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In formaler Beziehung sind dem Holzbau engere Grenzen gezogen als dem Steinbau, denn das Holz verhält sich infolge seine Struktur, d.h. seines masselosern, im wesentlichen nach einer Abmessung, der Länge, gerichteten, also langfaserigen Wuchses für die Bildung von Kunstformen spröder als der Stein; es steht in dieser Beziehung zwischen diesem und dem Eisen. Die Mittel zur formalen Behandlung der Hölzer, also des Gerüstes, sind bei gesunder Holztechnik so zu wählen, daß “aus dem vollen Holze” profiliert und verziert wird, d.h. daß angeheftete oder gar angeleimte Zuthat (Leistenwerk u. dgl.) ganz oder doch thunlichst vermieden wird.
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Die Flächenbildung (der Schluß der Gefache) geschieht im reinen Holzbau entweder durch Verschalen, wodurch steinbauartige Massenwirkung erzielt wird, oder durch “Infüllungsetzen”, wobei sich das Gerüst zeigt, also mehr fachwerkartige Wirkung entsteht. Die Holzfläche selbst wird in beiden Fällen gebildet durch waagerechte , senkrechte oder schräge, auch durch schuppenförmige Anordnung der Schal‑, bez. Füllbretter, deren eventuelle Verzierung entweder nach ähnlichen Rücksichten auf die Holztechnik wie bei den Hölzern, oder, namentlich bei Bemalung, nach den von Material unabhängigen Grundsätzen der Ornamentierung von Flächen erfolgt.
Geschichtlich ist der Holzbau die älteste Bauweise.
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Das deutsche Fachwerk ist aus eingegrabenen durch Flechtwerk verbundenen Pfahlbauten (ursprünglich Schutzwehren) entstanden.
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Zur höchsten Ausbildung gelangte die Holzbaukunst seit dem Ende des 12. Jahrhunderts im Norden Europas (Frankreich, Deutschland, England, Niederlande) in dem bürgerlichen und bäurischen Wohnhaus.
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Die Bilder stammen aus dem gleichen Lexikon und stellen Bauernhäuser dar. (So ein schmuckes Fachwerkhaus wie auf dem Bild unten, hätte ich auch gerne.)
Ich habe den Eintrag aus dem Lexikon nicht komplett abgeschrieben; alles was meiner Ansicht nach nicht direkt mit Fachwerk zu tun hat, habe ich weggelassen.
Fachwerk im Handbuch der Kunstgeschichte
Aus dem Buch: Handbuch der Kunstgeschichte (Leipzig 1898)
Vielfarbiger Schmuck und insbesondere hohe, über das Dach hinausragende Giebel zeichnen die Häuser vornehmer Bürger in Pommern, Mecklenburg, in den Hansastädten aus. Immerhin bleibt auch im späteren Mittelalter das Fachwerkhaus der Haupttypus bürgerlicher Wohnungen. Auf steinerner Unterlage liegen die Schwellen, welche die durch Riegel und schräge Streben verbundenen und versteiften Ständer tragen. Die oberen Stockwerke werden in Deutschland gewöhnlich vorkragend errichtet, wohl aus konstruktiven Gründen, weil die herausragenden Balken dem ungleichen Setzen und dem Einbiegen der Zwischenbalken entgegenwirken, dann aber auch aus Anhänglichkeit an die allgemein verbreitete Bausitte, welche die oberen Bauteile gern vorspringen ließ. Die Füllungen der Wände, aus Lehm oder Backsteinen, boten sich dem farbigen Schmucke, die Balkenköpfe, Schutzbretter u. s. w. der plastischen Bearbeitung willig dar. So gewann das Fachwerkhaus die heitere zierliche Gestallt, welche das dürftige Material oft völlig vergessen läßt. Es blieb noch im siebzehnten Jahrhundert im Gebrauche, änderte bis dahin seine Grundform nicht wesentlich, nachdem im vierzehnten Jahrhundert die wichtige Neuerung, die Fassade mit dem spitzen Giebel (an Stelle des Walmdaches) abzuschließen, siegreich durchgedrungen war.