Der Frühling weckt die Lebensgeister

Der Früh­ling ist die Zeit des Auf­bruchs in eine Zeit der Fül­le, der Far­ben und auch der Wär­me. End­lich ist die lan­ge und tri­ste Nacht des Graus vor­bei und jeder ver­spürt die Sehn­sucht, die in die­sem Ver­spre­chen liegt. Der Früh­ling weckt in uns den Wunsch, wie­der jeden Tag im Gar­ten zu ver­brin­gen, krea­tiv zu sein und die Natur in vol­len Zügen zu genie­ßen. Sehr schön hat das der ame­ri­ka­ni­sche Schrift­stel­ler und Phi­lo­soph Hen­ry David Tho­reau zum Aus­druck gebracht:

Die Hoch­zeit der See­le mit der Natur macht den Ver­stand frucht­bar und erzeugt die Phantasie.

Hen­ry David Tho­reau
(1817 — 1862), ame­ri­ka­ni­scher Schrift­stel­ler und Philosoph

Ohne Jahreszeiten

Man muss sich nur Mal für einen kur­zen Augen­blick vor­stel­len, es gäbe kei­nen Früh­ling, kei­ne Jah­res­zei­ten. Alles wäre wie immer, die Natur immer gleich. Die mei­sten wür­den wohl ger­ne auf den Win­ter ver­zich­ten. Aber gäbe es dann noch einen Frühling?

Loret­ta und ich freu­en uns jedes Jahr, wenn die Früh­blü­her zum ersten Mal aus der Erde sprie­ßen, auch wenn man nur die zar­ten Hal­me sieht. Dann heißt es „Hast Du schon gese­hen, die Schnee­glöck­chen kom­men?” Und dann war­ten wir fro­hen Mutes auf die ersten Blü­ten, denn lan­ge kann es nicht mehr dauern. 

Auch wenn es dann wie­der kalt und unge­müt­lich wird, wis­sen wir doch, dass jetzt der Früh­ling kommt. Die Käl­te kann das Erwa­chen des Lebens höch­stens noch ver­zö­gern, aber ganz sicher nicht mehr auf­hal­ten. Die lan­ge, dunk­le Nacht geht ihrem Ende entgegen. 

Irgend­wann blü­hen dann auch die Kro­kus­se, die Wil­den zuerst, danach die Zucht­for­men und ver­wan­deln den Gar­ten zum ersten Mal im neu­en Jahr in ein wah­res Blü­ten­meer. Mag das Wet­ter auch noch so schlecht sein, die vie­len Blü­ten über­zeu­gen ein­fach. Es ist der Sieg der Far­ben über eine Welt Grau in Grau.

Lustwandeln durch den Garten

Der Früh­ling ist auch die Zeit, die uns wie­der im Gar­ten fla­nie­ren lässt. Jeder Früh­ling ist anders als all die Früh­lin­ge, die ihm vor­aus­gin­gen. Die Natur ist nie­mals gleich. Für den Gärt­ner ist jeder Lenz span­nend. Wel­che Stau­den haben den Win­ter über­stan­den? Wie­vie­le Tul­pen wer­den sich zei­gen? Oder sind sie der Wühl­maus zum Opfer gefal­len? War der Stand­ort für die ein oder ande­re Stau­de doch nicht so gut, wie man im letz­ten Jahr noch dachte?

Der Früh­ling ist auch die Zeit für neue Pflan­zun­gen oder für Umge­stal­tun­gen. Wach­sen die Schnee­glöck­chen an einer ande­ren Stel­le viel­leicht besser?

Es sind vie­le Gedan­ken die­ser Art, die uns durch den Kopf gehen, wenn wir durch den Gar­ten gehen, immer wider ste­hen blei­ben, die Schön­heit des erwa­chen­den Lebens bewun­dern, den Duft der Blü­ten in uns auf­neh­men oder uns ein­fach nur fra­gen: „Was wächst denn da?”

Jeden Morgen ein Konzert

Und zwar nur für uns. Das Fen­ster im Schlaf­zim­mer, jenes das zum Gar­ten zeigt ist jede Nacht offen und was hören wir mor­gens als erstes? Das Kon­zert der vie­len Vögel, die den Früh­ling fei­ern. Was gibt es schö­ne­res als von die­sem viel­stim­mi­gen Chor geweckt zu wer­den? Der Wind ist nicht nur ohne Far­be, son­dern auch still. Der Früh­ling bringt dass Leben zurück.

Und dann geht es immer wei­ter, immer mehr Pflan­zen erblü­hen. Irgend­wann zei­gen die ersten Sträu­cher die ersten Blät­ter und ihre Blü­ten. Zar­tes Grün zeigt sich an den Bäu­men, das letz­te Grau ver­schwin­det bis zum näch­sten Winter.

Bis­her war der Früh­ling eher ziem­lich schlapp, nass, kalt und win­dig. Nur weni­ge Tage waren wirk­lich früh­lings­haft. Vor­ge­sten zeig­te das Ther­mo­me­ter in der Frü­he sogar nur küm­mer­li­che 0° Cel­si­us. Aber dank die­ser Umstän­de und des Teils recht vie­len Regens ist unse­re alte Gru­be, die wir als Zister­ne nut­zen, rand­voll. Und dar­über sind wir wirk­lich froh. Denn oft genug brauch­ten wir in den letz­ten Som­mern wirk­lich jeden Trop­fen Was­ser für den Garten.

Der Frühling

Der Früh­ling hat die Men­schen schon immer begei­stert und wur­de in unzäh­li­gen Gedich­ten und Lie­der zu jeder Zeit besun­gen. Sicher hat­te die­se Jah­res­zeit frü­her noch eine ganz ande­re Bedeu­tung und wur­de sicher auch viel inten­si­ver wahr­ge­nom­men, schließ­lich hing auch das eige­ne Leben davon ab. Die Vor­rä­te schmol­zen den Win­ter über dahin und muss­ten erneu­ert wer­den. Der Früh­ling brach­te auch das Ver­spre­chen auf eine neue Ern­te mit.

Zum Aus­klang möch­ten wir Dir noch eine Impres­si­on aus unse­rem Früh­lings­gar­ten mit auf den Weg geben. Der Bär­lauch steht in vol­ler Blü­te und taucht unse­ren klei­nen Wald in ein beson­de­res Licht.

Wir hof­fen, dass sich der Früh­ling jetzt aber wirk­lich mal durch­setzt und die Tage son­ni­ger und ange­neh­mer wer­den. Natür­lich darf es Nachts auch aus­gie­big regnen.

❧ Wir wün­schen Dir eine gemüt­li­che und schö­ne Zeit ❧

Vie­le lie­be Grüße

Loret­ta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)

Wolf­gang: Text