Bäume oder das Wood Wide Web

Per­sön­lich­kei­ten

Bäu­me sind für uns weit mehr als ein­fach nur Pflan­zen. Und damit mei­nen wir ganz sicher nicht ihre wirt­schaft­li­che Bedeu­tung. Bäu­me bie­ten weit­aus mehr, als ein­fach nur Holz, das viel­fäl­tig ein­ge­setzt wer­den kann und ohne das unse­re moder­ne Gesell­schaft wohl kaum denk­bar wäre. Und sie füh­ren ein Leben, das uns bis vor kur­zem noch weit­ge­hend unbe­kannt war. Mit der Hil­fe der Pil­ze, dem Myzel, bil­den sie das Wood Wide Web.

Sie trot­zen den stärk­sten Stür­men und man­che auch den Jahr­hun­der­ten, sie schüt­zen die Erde vor all­zu gro­ßer Dür­re, so lan­ge sie kön­nen, sie spen­den Küh­le und Schat­ten und so man­chem sogar Trost. Unter ihrem Blät­ter­dach zu wan­deln, heißt sich wohl füh­len. In ihrem Schutz wach­sen ande­re Pflan­zen und jun­ge Bäu­me her­an. Unter­ein­an­der, dort wo sie in Gemein­schaft wach­sen, sind sie ver­netzt durch das Myzel, ein Inter­net der Natur. Sie hel­fen sich gegen­sei­tig, schicken War­nun­gen hin und her und wer weiß, was sonst noch. Sie reden auf einer Ebe­ne, die uns ver­schlos­sen ist.

Was ist das überhaupt, ein Baum?

Eine Fra­ge, die man beant­wor­ten kön­nen muss, wenn man ein Lexi­kon schreibt. Heu­te natür­lich, wenn man einen Arti­kel bei Wiki­pe­dia erstel­len möch­te.
Sicher weiß jeder, was ein Baum ist. Aber wie so oft, wird es schwie­rig, wenn man beschrei­ben soll, was einen Baum aus­macht, was haben Bäu­me, was ande­re Pflan­zen nicht haben?
In einem Con­ver­sa­ti­ons­le­xi­kon für alle Stän­de aus dem Jah­re 1833 fan­den wir fol­gen­de ein­fa­che Defi­ni­ti­on:
„Baum nennt man ein Gehölz, des­sen Stamm ein­fach, holz­ar­tig und meh­re­re Jah­re dau­ernd ist.„
Das wür­de heu­te wohl nie­mand mehr so ste­hen lassen.
Manchen Bäume sieht man an, dass sie schon viel erlebt haben. Das Wood Wide Web.
Man­chen Bäu­me sieht man an, dass sie schon viel erlebt haben.

Wenn Bäu­me mit uns reden könn­ten, wel­che Geschich­ten hät­ten sie wohl zu erzäh­len? Und könn­ten wir die­se über­haupt verstehen?

Mitt­ler­wei­le, weiß man, dass Bäu­me und Pil­ze ein rie­si­ges Netz­werk bil­den. Die Pil­ze, die wir im Herbst sehen, und vie­le von uns auch sam­meln, sind nichts ande­res als Frucht­kör­per. Der eigent­li­che Pilz befin­det sich unter der Erd­ober­flä­che. Es ist wie mit Äpfeln und Bäu­men, nicht der Apfel ist die Pflan­ze, er ist nur der Fruchtkörper.

Bäume sind miteinander über das Wood Wide Web miteinander verbunden.
Auch die­sem Baum sieht man an, dass er schon eini­ges über­ste­hen musste.

Die Wur­zeln der Pil­ze kön­nen sich über Kilo­me­ter ver­tei­len, gehen Ver­bin­dun­gen mit den Wur­zeln der Bäu­me ein, ver­sor­gen den Baum mit Nähr­stof­fen, die er selbst nicht fin­det. Im Gegen­zug ver­sorgt der Baum den Pilz mit Zucker. Aber die Bezie­hung geht über die­sen ein­fa­chen Han­del weit hinaus.

Mit Hil­fe des Wood Wide Web tau­schen die Bäu­me auch Res­sour­cen aus, die im Wald natür­lich ungleich ver­teilt sind. Nicht über­all sind die Stand­ort­be­din­gun­gen gleich.

„Durch das Wood-Wide Web ernährt ein gro­ßer Baum bei­spiels­wei­se den Keim­ling, der in sei­nem Schat­ten wächst, und eine lei­stungs­star­ke Pflan­zen­art unter­stützt eine lei­stungs­schwa­che ande­re Art in ihrer Nähe.“

Prof. Dr. Fran­çois Buscot
Sicher reicht das Wood Wide Web auch bis zu diesem Baum.
Sicher reicht das Wood Wide Web auch bis zu die­sem Baum.

Botenstoffe

Auch Bäu­me wis­sen, wofür die gut sind

Bäu­me beschrän­ken sich aber nicht nur auf das Wood Wide Web, son­dern sie nut­zen auch noch ande­re Wege für ihre Kom­mu­ni­ka­ti­on. Boten­stof­fe, Duft­stof­fe, soge­nann­te Ter­pe­ne. Die­se sen­den sie aus, wenn sie unter Stress ste­hen, auch um die Gemein­schaft vor Schäd­lin­gen zu war­nen. Aber es scheint auch so zu sein, dass zumin­dest Wäl­dern über das Aus­schüt­ten die­ser Ter­pe­ne, Wol­ken dazu ver­lei­ten könn­ten, direkt über dem betref­fen­den Wald abzu­reg­nen. Bäu­me neh­men also Ein­fluss auf ihre Umgebung.

Bäume führen ein geheimes Leben und benutzten ihr eigens Internet, das Wood Wide Web.
Bäu­me füh­ren ein gehei­mes Leben und benutz­ten ihr eigens Inter­net, das Wood Wide Web.

Sich wohl fühlen

Lust­wan­deln

Ist es nicht ein Glück, wenn man bei einem Spa­zier­gang einen inter­es­san­ten Baum oder eine gan­ze Grup­pe erblickt? Für uns sind die­se Rie­sen immer ein beson­de­rer Anblick, auch wenn wir sie schon seit Jah­ren ken­nen und immer wie­der sehen. Aber jedes­mal sind sie ein wenig anders. Gera­de auch der Anblick im Herbst oder auch im Win­ter, wenn man nur das Gerip­pe sieht ist immer wie­der reizvoll.

Die Gemeinschaft der Bäume. Zusammen bilden sie das Wood Wide Web.
Sie ste­hen zusam­men und unter­stüt­zen sich gegenseitig.

Bäu­me sind unbe­streit­bar für die See­le und beson­ders auch für den Kör­per ein Gewinn. Von der See­le wichen sie die Sor­gen, aus der Luft fil­tern sie vie­le Schad­stof­fe und rei­chern sie mit dem für uns so wich­ti­gem Sau­er­stoff an. Das Leben, so wie wir es ken­nen, ist ohne die­se Beglei­ter nicht möglich.

Und ohne Bäu­me kön­nen wir uns unse­ren Gar­ten gar nicht vor­stel­len.

Vie­le lie­be Grüße

Loretta und Wolfgang
Loretta

Loret­ta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)

16 Kommentare zu „Bäume oder das Wood Wide Web“

  1. Guten Mor­gen,
    ein tol­ler Arti­kel und auch schö­ne Fotos.
    Ja, Bäu­me brau­chen wir und auch die Pil­ze. Wenn man im Forst gear­bei­tet hat, dann weiß man um das Netz­werk, die Boden­be­schaf­fen­heit usw. das nennt sich dann Forst­po­li­tik. Lach.
    Aber man sieht vie­les mit ande­ren Augen, wenn man um man­che Din­ge weiß
    Dass eben hin und wie­der ein Baum gefällt wer­den muß, auch um Holz zum hei­ßen zu bekom­men, das ist ja klar.
    Nich umsonst gibt es ja die Flä­chen­lo­se, die man kau­fen kann um dort Holz zu machen.
    Mei­ne Mut­ter erzählt mir immer wie­der, dass sie um hei­zen zu kön­nen, in den Wald gegan­gen sind um Rei­sig zu sammeln.
    Oma hat­te viel Wald und in Cle­ver­sulz­bach haben wir Kin­der auch noch ein klei­nes Stück Wald, der sei nix wert, sag­te man immer. Muß immer was wert sein?
    Sode­le, vie­len Dank für den schö­nen Arti­kel und ich wün­sche Euch ein schö­nes Wochen­en­de und die Zeit­um­stel­lung nicht ver­ges­sen, heu­te bekom­men wir unse­re Stun­de wie­der. Ich kann damit leben, muß man, wie mit man­chem ande­ren auch.
    Lie­be Grü­ße Eva

  2. Ein „bäu­mi­ger” Arti­kel und viel Wis­ses­wer­tes über unse­re Freun­de, die Bäume.
    Und je mehr man über sie weiss, umso bes­ser kann man sie schüt­zen und für die näch­ste Gene­ra­ti­on erhalten.
    Ein lie­bes Dan­ke­schön und herz­li­che Grü­sse ins Wochenende,
    Brigitte

  3. Bäu­me sind für mich ein­fach die groß­ar­tig­sten Pflan­zen die es gibt. Nichts gegen Blüm­chen und Gras und Moos, aber Bäu­me wer­den rie­sig und uralt (zumin­dest eini­ge). Und Pil­ze sind ja eh mei­ne Spezis. 🙂
    Vie­le schö­ne Fotos habt ihr heu­te für uns!
    LG und ein schö­nes Wochenende
    Centi

  4. Hal­lo Ihr beiden,
    was für ein tol­ler Bei­trag und dann so schön bebil­dert. Es muss ja wohl jetzt jede® mit­be­kom­men haben wie wich­tig und nütz­lich und gesund­heits­för­dern Bäu­me und Wäl­der sind, aber es kann ja nicht genü­gend dar­über gesagt wer­den, wie schön das Ihr das The­ma heu­te auf­ge­grif­fen habt!
    Schö­nes Wochen­en­de und lie­be Grüße
    Kirsi

  5. Ser­vus ihr Lieben!
    Ja, es ist wirk­lich über­wäl­ti­gend, was Bäu­me alles lei­sten — und ich glau­be, vie­le ihrer Fähig­kei­ten haben wir noch längst nicht erkannt — und doch wer­den sie von der Mensch­heit so abfäl­lig behan­delt, Jahr­hun­der­te alte Baum­rie­sen ein­fach umge­sägt, rie­si­ge Wald­ge­bie­te abge­holzt oder abge­brannt… Die Rech­nung wird bereits prä­sen­tiert — lei­der auch jenen, die Bäu­me lie­ben und schützen…
    Ihr habt für euren Blog­bei­trag beson­ders mar­kan­te Exem­pla­re gesam­melt, rich­ti­ge Baum-Persönlichkeiten!
    Herz­li­che Rost­ro­sen­grü­ße und ein schö­nes Wochenende!
    Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2022/10/lebenszeichen-herbstimpressionen.html

  6. Das Mit­ein­an­der der Pflan­zen im Wald ist eine span­nen­de Sache — da gibt es sicher noch viel zu erfor­schen und zu ent­decken! Ich stau­ne immer wie­der über die Viel­falt der Bäu­me und was für tol­le Exem­pla­re man bei einem Spa­zier­gang im Wald ent­decken kann.
    Lie­be Grüße
    Susanna

  7. Tina von Tinaspinkfriday

    Heu­te habe ich hier wie­der viel gelernt. Von einem Wood Wide Web habe ich noch nie gehört. Eine tol­le Sache. Die Natur ist ein­fach genial.
    Ich wün­sche Dir ein wun­der­schö­nes Wochen­en­de, lie­be Grü­ße Tina

  8. Oh ja, ich wüss­te auch ger­ne mal, was die alten Kirsch­bäu­me in Nach­bar­staa­ten so alles zu erzäh­len haben.
    Sie ste­hen da jetzt auch gute 60 Jah­re, da ist schon eini­ges pas­siert in dem Zeitraum.
    Euer Bei­trag war heu­te wie­der sehr inter­es­sant, eini­ges habe ich noch nicht gewusst.
    Euch ein schö­nes lan­ges Wochen­en­de, lie­ben Gruß
    Nicole

  9. Hal­lo ihr beiden,
    gera­de habe ich über die Defi­ni­ti­on von Baum im Con­ver­sa­ti­ons­le­xi­kon „Baum nennt man ein Gehölz, des­sen Stamm ein­fach, holz­ar­tig und meh­re­re Jah­re dau­ernd ist.” herz­lich gelacht. Klingt wie: „Mensch nennt man ein Säu­ge­tier mit zwei Bei­nen und mensch­li­chem Kopf, das alt wer­den kann.” Herr­lich! Manch­mal fra­ge ich mich wo du sowas fin­dest, Wolfgang.
    Tol­le Fotos, wie immer, Loretta.
    Vie­le Grüße
    Claudia

  10. Vie­len Dank für den tol­len Beitrag.
    Ich bin sehr ger­ne im Wald. Es ist so erholsam.
    Bäu­me sind für mich über­haupt etwas ganz Besonderes.
    Unser Gar­ten ist zwar nicht sehr groß, aber ein paar klei­ne Bäum­chen haben ihren Platz gefunden.
    Zu jeder Jah­res­zeit haben sie ihren Reiz, ein­fach schön.
    Lie­be Grü­ße von
    Heike

  11. da hat aber einer gut auf­ge­passt bei der förster-wohlleben-docu 😀
    ein baum allein ist nix — erst als wald macht die­se lebens­form wirk­lich sinn. ohne wald hät­ten wir A)keine luft zum atmen, B)nix zu essen und zu trin­ken. und C)müssten wir frie­ren (auch kohle/öl/gas war mal wald) — aber das wäre wirk­lich neben­säch­lich, sie­he A)
    lei­der kann man den dum­men men­schen, die den wald als müll­hal­de und sport­platz miss­brau­chen, nicht den zutritt verbieten.….….
    xxxx

  12. Was für ein tol­ler Post zu Bäumen.
    Bäu­me sind wirk­lich ganz beson­de­re Lebens­for­men auf unse­rer Erde.
    Ich mag sie sehr, beson­ders im Herbst, wenn sie so herr­lich bunt werden 🙂
    Ganz vie­le lie­be Grü­ße von der Urte

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