Diese Blutgrätsche hätte sich der Frühling nicht gefallen lassen sollen

Die ersten zar­ten Spröss­lin­ge der Schnee­glöck­chen trau­en sich zag­haft an die Ober­flä­che, neun Grad die Son­ne scheint, es hat gereg­net und die Was­ser­trop­fen glän­zen wie Dia­man­ten zwi­schen den Pflan­zen, die sich fro­hen Mutes für den kom­men­den Früh­ling bereit machen. Loret­ta und ich sehen aus dem Fen­ster und freu­en uns, end­lich ist er da, der Vor­früh­ling. Schnee hat­ten wir mehr als genug, mehr als all die Jah­re vor­her zusam­men. Aber dann kommt er heim­tückisch von Hin­ten, der Früh­ling sieht ihn nicht und mit einer Blut­grät­sche bringt der Win­ter den Vor­stoß des Früh­lings zu einem jähen Fall, genau­so wie unse­re fro­hen Erwar­tun­gen. Plötz­lich ist da kein Krib­beln mehr, wenn wir aus dem Fen­ster schau­en. Minus zwölf Grad las­sen alle Gefüh­le zu Eis erstar­ren. Hin­ter dem Ofen ist jetzt der beste Platz. Und die Käl­te nimmt kein Ende.

Dazu noch eisi­ger Wind, gefühlt ist es noch­mals deut­lich käl­ter. Der Wind ist so kalt, dass bei jedem Gasi gehen mit Snup­pi die Augen trä­nen, und die­se Trä­nen frie­ren sofort auf der Haut. Jede Vor­freu­de erstickt, so als wäre sie nie­mals da gewe­sen. Der Win­ter legt unse­re Träu­me ein­fach weg, wie ein gebrauch­tes, ver­schlis­se­nes Klei­dungs­tück in den Altkleidercontainer.

Der Garten

Uns kommt der Gar­ten vor wie eine Eis­wü­ste, jedes Grün hängt schlapp zu Boden, der stein­hart gefro­ren ist. Jeder Gedan­ke an Gar­ten­ar­beit ist ver­schwen­de­te Zeit. Die Blut­grät­sche ist beson­ders gefähr­lich und nimmt auch ganz bewusst Ver­let­zun­gen der Pflan­zen­welt in Kauf, ganz beson­ders, wenn der Win­ter dann noch nicht ein­mal Schnee mit­bringt. Die Käl­te gräbt sich in den Boden, lässt Was­ser gefrie­ren, das die Pflan­zen auch im Win­ter bit­ter nötig haben. Wer schon ein­mal ver­sucht hat, mit einem Eis­wür­fel sei­nen bren­nen­den Durst zu stil­len, weiß was Pflan­zen jetzt durch­ma­chen müs­sen. Pflan­zen erfrie­ren nicht, sie verdursten.

Die Blutgrätsche für den Garten.
Schau­rig schö­ne Eiskristalle.

Im Gar­ten wach­sen nur noch Eis­kri­stal­le, alles ande­re Leben erstirbt.

Der Gartenteich

Trotz Teich­be­lüf­ter ist der Gar­ten­teich zuge­fro­ren. Der Win­ter grätscht auch hier gna­den­los rein. Das Eis drückt gegen den klei­nen Schlauch über den der Teich­be­lüf­ter mit Luft ver­sorgt wird, drückt so stark bis kein Sau­er­stoff durch­kommt. Der Win­ter drückt den Fischen die Luft weg. Die Eis­schicht ist so dick, dass man beden­ken­los über sie lau­fen kann. Viel­leicht sogar Schlittschuh. 

Blutgrätsche für den Gartenteich. Der Teichbelüfter hat gegen den Winter verloren.
Der Teich­be­lüf­ter gibt sein bestes. Es reicht ein­fach nicht.

Ich hof­fe, die Fische über­le­ben die Blut­grät­sche, anson­sten wer­de ich wirk­lich sauer.

Die Vögel leiden besonders 

Unse­re gefie­der­ten Freun­de brau­chen jetzt ganz beson­ders unse­re Unter­stüt­zung, auch auf sie nimmt der Win­ter kei­ne Rück­sicht. Unter­schieds­los bedroht er alles Leben mit sei­nem eisi­gen Hauch, raubt das Futter. 

Unser neu­es Fut­ter­haus wird jetzt rege besucht, raus aus den schüt­zen­den Hecken, hin zum Futter.

Wenn der Winter den Frühling mit einer Blutgrätsche zu Fall bringt, brauchen auch die Vögel unsere besondere Aufmerksamkeit.

Und dann, noch eine Blutgrätsche

Dann kam der Regen, ja wirk­lich Regen, bei rund 0 Grad auf tief­ge­fro­re­nen Boden. Gemei­ner geht es kaum. Alles wird von einer Eis­schicht über­zo­gen, Eis­zap­fen wach­sen überall.

Sieht schön aus, ist aber auch gefähr­lich, wenn man denn raus muss, aber hin­ter dem war­men Ofen füh­len wir uns sicher, nur als das Holz lang­sam zur Nei­ge geht ent­steht ein Moment der Unsi­cher­heit. Wenn man Super­hel­den mal wirk­lich braucht sind sie nicht da, und wenn man sie nicht braucht, sind sie auch nicht da.

Der Win­ter hät­te auch ger­ne zu Hau­se blei­ben kön­nen und dann auch noch die­se Blut­grät­sche, so soll­te man den Früh­ling auf kei­nen Fall behandeln. 

Aber der Frühling steht wieder auf

Schon am näch­sten Tag ste­hen wir ohne Frost auf, es sind zwar nur zwei Grad, die sich müh­sam über die Null auf dem Ther­mo­me­ter quä­len, aber immer­hin. Als Gärt­ner spü­ren wir nach der Eises­käl­te wie­der Hoff­nung in uns auf­kei­men. Ein lei­ses Krib­beln läuft den Rücken hin­un­ter, das mit jedem Grad stär­ker wird. Plötz­lich sind auch wie­der die Plä­ne im Kopf, die wir als der Win­ter dem Früh­ling zwi­schen die Bei­ne grätsch­te ver­ges­sen hatten.

Die Eis­schicht auf dem Gar­ten­teich geht auch lang­sam wie­der zurück. Es hat sich sogar schon ein erstes Loch gebil­det und auch der Teich­be­lüf­ter funk­tio­niert wie­der. Wir hof­fen, dass der Win­ter jetzt ein­fach im hohen Nor­den bleibt und Ruhe gibt. Die Zei­ten sind auch ohne Blut­grät­sche und Win­ter schon schwer genug.

Vie­le lie­be Grüße

Loret­ta und Wolfgang 

Loretta

Loret­ta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)

15 Kommentare zu „Diese Blutgrätsche hätte sich der Frühling nicht gefallen lassen sollen“

  1. Lie­be Loret­ta, lie­ber Wolfgang,
    Auch bei uns war es kalt, aber wir hat­ten auch eini­ges an Schnee. Das hat die Käl­te ein wenig abge­puf­fert für die Pflan­zen. Auch unser Teich­fil­ter hat den Käl­te­ein­bruch über­lebt, was für ein Glück. Jetzt bin ich froh, dass es wie­der wär­mer ist, denn Frie­da am Tag vier Mal das Was­ser auf­zu­tau­en und Fut­ter in klein­sten Por­tio­nen zu brin­gen, damit sie es essen kann bevor es gefriert, war eine Herausforderung.
    Ich wün­sche Euch ein schö­nes Wochen­en­de und hof­fe, dass Eure Teich­be­woh­ner alles gut über­stan­den haben.
    Herz­li­che Grüße
    Steffi

  2. Der ver­gan­ge­ne Schnee­ein­bruch war hier im Mün­ster­land auch eine Her­aus­for­de­rung und die letz­ten Schne­e­im­pres­sio­nen gibt es bei mir zu sehen. Jetzt freue ich mich auf die früh­lings­haf­ten Tage und wer­de schon mal im Gar­ten ein wenig wuseln und den ersten Cap­pu auf der Ter­ras­se trinken.
    Habt ein fei­nes Wochen­en­de mit reich­lich Son­nen­schein — lie­ben Gruß, Marita

  3. Guten Mor­gen lie­be Loret­ta und lie­ber Wolfgang
    Ger­ne habe ich die Geschich­te rund um euren Teich gele­sen. Der Teich­blüf­ter ist schon viel wert und gut, dass er die Käl­te unver­sehrt überstand.
    Euch ein son­ni­ges Wochen­en­de und lie­be Grüessli
    Eda

  4. Kei­ne Sor­ge, der Früh­ling lässt sihc nicht unter­krie­gen. Der kommt jedes Jahr so sicher wie das Amen in der Kirche! 🙂
    Der Satz „Wenn man Super­hel­den mal wirk­lich braucht sind sie nicht da, und wenn man sie nicht braucht, sind sie auch nicht da” hat mir heu­te ganz beson­ders gut gefal­len… so ist es ja auch! Bei uns war zum Glück kein Eis­re­gen. Der sieht zwar immer echt toll aus, aber ich als Glatt­ei­s­pho­bi­ker traue mich eigent­lich gar nicht vor die Tür bei so was.
    LG und ein schö­nes Wochenende!
    Centi

  5. Ja, allen Grün hängt schlapp her­um und ich hof­fe, dass die Blüm­chen im Bal­kon­ka­sten das auch überleben.
    Ich den­ke, dass die Vögel das auch schaf­fen, denn auch in stel­le ihnen etwas Fut­ter zur Verfügung.
    Glut­grät­sche ken­ne ich nicht, aber dan­ke für das Kennenlernen.
    Sode­le, heu­te ist das Wet­ter doch geni­al und ab zur Krokuswiese.
    Ich wün­sche Euche einen wun­der­vol­len Tag und ein schö­nes Wochen­en­de, ein Wet­ter­chen zum Auf­blü­hen in wahr­sten Sin­ne des Wortes.
    Lie­be Grü­ße Eva

  6. Tina von Tinaspinkfriday

    Puh des­halb ist unser Teich über 2 m tief. Gögas Kois müs­sen über­le­ben. Ich glau­be er sag­te mal max 80 cm tief geht die Eises­käl­te. Ab dann wird es gut für die Fische.
    Ich bin so froh dass die Eises­käl­te vor­bei ist. Sie raubt mir immer alle Lebensgeister.
    Heu­te ist Son­ne und es soll 16 Grad warm wer­den. Herrlich 😁
    Ich wün­sche Dir ein wun­der­schö­nes Wochen­en­de, lie­be Grü­ße Tina

  7. Ja, die Über­ra­schung war hier auch groß, denn eigent­lich kommt Schnee hier nicht vor. Die paar Tage fan­den wir es eigent­lich ganz schön, vor allem war hier von Früh­ling noch nichts zu mer­ken. Die Vögel haben eini­ge Extra­por­tio­nen bekom­men und jetzt ist der Früh­ling doch stär­ker. Eure Bil­der sind jeden­falls wunderschön.
    LG
    Magdalena

  8. Moin lie­be Loret­ta, lie­ber Wolfgang,
    ja kalt war es… eisig kalt. Es ist ja alles schön anzu­se­hen … der wei­ße Schnee, die Eis­zap­fen, ‑trop­fen und ‑blu­men, aber nun reicht es auch wie­der für 11 Mona­te. Wir haben seit gestern wun­der­schö­nes früh­lings­haf­tes Wet­ter mit Son­ne, blau­em Him­mel und Tem­pe­ra­tu­ren im zwei­stel­li­gen Bereich.
    Da habt ihr Glück gehabt das eure Fil­ter­an­la­ge alles gut über­stan­den hat und die Fische nicht zu Scha­den gekom­men sind.
    Wenn die Tem­pe­ra­tu­ren in den Minus­be­reich rut­schen schal­te ich die Fil­ter­an­la­ge aus, las­se das Was­ser ab und packe sie warm ein, die Gefahr das sie den Frost nicht über­steht ist mir zu hoch. Bis­her hat es immer ganz gut geklappt. Unser Teich (ca. 1,20m tief) war auch sehr dick zuge­fro­ren, ich hat­te recht­zei­tig einen Eis­frei­hal­ter aus Sty­ro­por ins Was­ser gesetzt. Die Fische haben bis­her jedes Jahr die kur­ze Zeit in der wir Frost hat­ten gut überstanden.
    Auch die klei­ne Piep­mät­ze hat­ten mit der fro­sti­gen Käl­te mäch­tig zu tun, aber nun zwit­schern sie wie­der wie verrückt.
    Ich freue mich auf den Früh­ling, bei uns sind schon die ersten Schnee­glöck­chen und Kro­kus­se zu sehen.

    Ich wün­sche euch einen schö­nen früh­lings­haf­ten Sonntag.
    Lie­be Grüße
    Biggi

  9. lie­ber wolf­gang — du bist eine ganz schö­ne dra­ma-queen ;-DDD
    wir haben mit­te febru­ar. meteo­ro­lo­gisch und kalen­da­risch immer noch mit­ten im win­ter. zumin­dest hier im nörd­li­chen mit­tel­eu­ro­pa. is ja schliess­lich nich die cote azur.…
    schö­nen sonntag!
    xxxx

  10. Hal­lo ihr Lieben,
    den Begriff Blut­grät­sche kann­te ich bis gera­de eben noch nicht. Ich hof­fe, eure Fische und Pflan­zen haben den Frost­ein­bruch gut über­stan­den. Hier war es offen­bar nicht sooo kalt, auch wenn’s mir pha­sen­wei­se durch­aus gereicht hat. Die Tie­re drau­ßen tun mir dann auch immer sehr leid! HOf­fen, wir, dass der Früh­ling sich jetzt durch­set­zen kann.
    Schö­nen Sonn­tag und eine gute neue Woche,
    Traude

  11. Oh, ich kann mir gut vor­stel­len, wie der Blick in den letz­ten Wochen zum Teich schweif­te, und um die Fische gebangt wur­de! Und ich hof­fe, sie haben es bei Euch eben­so­gut über­stan­den wie bei uns …

    Ich konn­te bereits am Frei­tag auf­at­men, als zwar noch ver­ein­zelt Eis­schol­len auf dem Teich trie­ben, aber zwischen/unter den Krebsche­ren 3 Mini­fi­sche, 2 Baby­fi­sche und ein Shun­bun­kin vom letz­ten Jahr plötz­lich zu sehen waren. Und gestern, als wir den Teich von all’ den ver­trock­ne­ten Pflan­zen befrei­ten (um end­lich die blü­hen­den Schnee­glöck­chen hin­ter dem Teich zu sehen), kamen plötz­lich der Flo-Fisch und ein zitro­nen­gel­ber Fisch vor­bei. Bis jetzt schwamm noch kei­ner oben. Und wenn es jetzt so mit dem Wet­ter wei­ter­geht, wer­den wir wohl sogar schon in eini­gen Tagen die Teich­bak­te­ri­en zusetzen 😉

    Komi­scher­wei­se hat­ten die Vögel bei uns wohl noch genug natür­li­ches Fut­ter — oder die Nach­bar­schaft hat­te das bes­se­re Ange­bot 🙂 Denn bei uns fie­len an den fro­sti­gen Tagen nur bis zu 3x am Tag Wach­hol­der­dros­seln ein, die teil­wei­se bis zu 8 Tie­ren die Hage­but­ten an einem Ram­bler elemi­nier­ten. Nach die­sem Win­ter-Inter­mez­zo waren jeden­falls alle sei­ne Hage­but­ten weg …
    LG Silke

  12. Ja, bit­te jetzt kei­nen Win­ter mehr, ich möch­te Früh­ling und Son­ne und im Gar­ten wer­keln und danach die Nase in die Son­ne halten.
    Der Win­ter war schön, aber es reicht jetzt.
    Trotz­dem sind es wun­der­ba­re Win­ter­bil­der, die Ihr uns zeigt, herrlich.
    Euch einen guten Start in die Woche, lie­ben Gruß
    Nicole

  13. hier hat es uns auch eis­kalt erwischt! fast eine woche frost mit bis zu minus 17 grad des nachts und am tag auch bis 12 grad. da woll­te auch der klei­ne toch­ter­hund (mit män­tel­chen) nicht vor die tür. ver­ständ­lich! den begriff blut­grät­sche kann­te ich nicht, wer­de mal goo*eln, was sich dahin­ter verbirgt.
    jetzt sind die schnee­glöck­chen und win­ter­lin­ge, die lan­ge unter 40 cm schnee ver­bor­gen waren, inner­halb von zwei tagen voll auf­ge­blüht. wel­che freu­de! und die son­ne wärmt kör­per und seele!
    lie­be grü­ße und eine schö­ne vorfrühlingswoche!
    mano

  14. Ich dach­te, dass die­sen Win­ter die Far­be auf unse­rer Blech­ga­ra­ge den Win­ter unbe­scha­det über­ste­hen wür­de. Der star­ke Frost hat ihr aber doch wie­der ziem­lich zuge­setzt. Und so blät­tert sie schon wie­der ab. Naja… hilft ja nichts!
    Vie­le Grü­ße von
    Margit

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