Knospen

Nach­dem die Schnee­glöck­chen und auch die Kro­kus­se schon um die Wet­te blüh­ten und lang­sam auch schon wie­der ver­blü­hen, zei­gen sich nun auch immer mehr Knos­pen an Sträu­chern und Bäu­men. Der Früh­ling lässt sich wohl nicht mehr auf­hal­ten. Und ich glau­be auch nicht, dass die­ser Pseu­do Win­ter dem Früh­ling noch eins hin­ter die Löf­fel gibt.

Die Knospen werden langsam immer größer.
Pracht­glocke
Enki­an­thus campanulatus
hin­ter die Löf­fel geben
heißt nichts anders als jeman­dem eine Ohr­fei­ge zu geben.
Jeman­den auf die Ohren zu schla­gen, also eine Ohr­fei­ge zu geben, soll ja das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen stei­gern. Man­che nah­men das frü­her sogar rich­tig ernst.
Bei den ripua­ri­schen Fran­ken waren Ohr­fei­gen sogar gesetz­lich vor­ge­schrie­ben. Wenn Grenz­stücks­gren­zen fest­ge­legt wur­den muss­te man immer einen Jun­gen mit­neh­men, der dann völ­lig unver­mit­telt einen kräf­ti­gen Schlag hin­ter die Ohren bekam. Das soll­te sicher­stel­len, dass der Jun­ge sich bei spä­te­ren Grenz­strei­tig­kei­ten noch an den genau­en Ver­lauf der Gren­ze erin­nern konn­te.
So kann man auch Büro­kra­tie vermeiden…

Was sind Knospen eigentlich?

Der Blick in eine Knos­pe im Querschnitt.


Foto: 
John Alan Elson / CC-by-sa‑3.0

Knos­pen wer­den unter Gärt­nern auch als Augen bezeichnet.

Die Knos­pen legt die Pflan­ze schon vor dem Win­ter an. In ihr befin­det sich alles, was der Baum oder Strauch braucht, um im näch­sten Jahr wei­ter zu wach­sen. Es befin­den sich also nicht nur die Blät­ter in der Knos­pe, son­dern auch schon ein neu­er Trieb, schließ­lich muss die Pflan­ze wach­sen, um den besten Platz mög­lichst nah an der Son­ne zu ergattern.

Knos­pe der Sternmagnolie

Man unter­schei­det ver­schie­de­ne Knospen:

  • Blü­ten­knos­pen (Da kommt dann wirk­lich nur eine Blü­te raus.)
  • Blatt­knos­pen (Dar­un­ter ver­steht man Knos­pen, die einen Spross her­vor­brin­gen, der wirk­lich nur Blät­ter trägt.)
  • Trag­knos­pen (Die brin­gen einen Spross her­vor, der auch Blü­ten trägt.)
  • Gip­fel­knos­pen oder Ter­mi­nal­knos­pe (Die­se bil­det immer die Spit­ze eines Zweigs, von hier aus wächst die Pflan­ze wei­ter der Son­ne entgegen.)
Zunächst bil­den sich übri­gens nur gene­rel­le Knos­pen, und erst spä­ter wird fest­ge­legt, ob aus die­sem Auge eine Gip­fel­knos­pe wird oder zum Bei­spiel eine Blatt­knos­pe. Das kommt auf ver­schie­de­ne Umwelt­fak­to­ren, wie etwa Licht­ein­fall an.
Und auch der Gärt­ner ist in die­sem Sin­ne ein Umwelt­fak­tor, wenn er Rit­sch Ratsch die Sche­re zückt und den Ast ein­kürzt. Dann muss aus einer Blatt­knos­pe eine Gipfle­knos­pe wer­den, damit der Strauch oder Baum an die­ser Stel­le neu aus­treibt. Das klappt aber nur, wenn der Schnitt rich­tig erfolgt. Dicht über dem Auge und nur ganz leicht abgeschrägt.

Wie werden die Knospen vor dem Winter geschützt?

Der Win­ter nimmt auf die Knos­pen kei­ne Rück­sicht. War­um auch, er nimmt ja auch auf sonst nichts Rück­sicht. Des­we­gen müs­sen die Knos­pen geschützt wer­den. Aber wie? 

Zum Einen wird das Was­ser in der Knos­pe soweit redu­ziert wie mög­lich, und zum Ande­ren wird Zucker in der Knos­pe ange­rei­chert, das setzt den Gefrier­punkt des ver­blie­be­nen Was­sers nach unten. (Ja, Zucker kann auch nütz­lich sein…)

Aller­dings hat das Frost­schutz­mit­tel Zucker auch Nach­tei­le (Hat nichts mit Gewicht zu tun…). Rehe und ande­re Tie­re betrach­ten die Knos­pe als süßen Snack für Zwi­schen­durch und man­che den­ken sogar, das geht auch als Hauptmahlzeit.

Aber es ist nicht nur der Win­ter, vor dem die Blät­ter und Blü­ten für das näch­ste Jahr geschützt wer­den müs­sen. Da sind auch noch Bak­te­ri­en oder Pil­ze, die es durch eine Schutz­schicht abzu­weh­ren gilt.

Knospen an einem Strauch.
Asia­ti­scher Blu­men-Hart­rie­gel
Cor­nus kousa

Schlafende Augen

Es gibt aber auch Knos­pen, die man kaum sieht und die unter Rin­de, als eiser­ne Reser­ve schlum­mern. Dort kön­nen sie Jahr­zehn­te über­dau­ern ohne jemals aus­zu­trei­ben. Der ein­zi­ge Zweck die­ser Knos­pen ist eine Art Ver­si­che­rung. Falls der Baum oder Strauch Äste ver­lie­ren soll­te und somit einen Groß­teil sei­ner lebens­wich­ti­gen Blät­ter oder Knos­pen, so kann er aus die­sen schla­fen­den Augen neu austreiben. 

Bei Kor­ken­zie­her­wei­den konn­te ich das schon selbst beob­ach­ten, die­se wach­sen sehr gut und ich muss die regel­mä­ßig schnei­den. Äste, die nach dem Schnei­den kein ein­zi­ges Blatt mehr haben, trei­ben wie­der neu aus. Man muss sie nur lan­ge genug lie­gen lassen.

Eine Knospe öffnet sich.

Auf dem ersten Bild sind die Knos­pen der Stern­ma­gno­lie Magno­lia stel­la­ta zu sehen.

Wir wün­schen Dir noch ein schö­nes Wochenende.

Vie­le lie­be Grüße

Loret­ta und Wolfgang

Loretta

Loret­ta: Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet)

12 Kommentare zu „Knospen“

  1. Hal­lo­le,
    eine inter­es­san­ter Post, den ich ger­ne gele­sen habe.
    Ob der Früh­ling bzw. Win­ter uns noch eine hin­ter die Löf­fel gibt, das kann man verschmerzen.
    Aber was hier mit dem Virus womög­lich auf uns zukom­men wird???
    Das gibt einen wirt­schaft­li­chen Scha­den und ehr­lich, ich habe nicht soviel Angst vor der Kranheit,
    als davor, dass es eine Rezes­si­on geben wird. Die Zei­chen ste­hen wirk­lich so und wer sich ein
    wenig mit der Wir­schaft beschäf­tigt, der hat das schon lan­ge vorausgesehen.
    Irgen­wie lähmt das alles einen.
    Trotz allem ein schö­nes Wochene­de und lie­be Grü­ße Eva
    ich dreh dann halt am RAd. :-)) und freue mich drauf.

    1. Lie­be Eva,
      gemes­sen an den Maß­nah­men, die man ja wirk­lich als dra­stisch bezeich­nen muss, ist das kei­ne harm­lo­se Infek­ti­on und die wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen, die auch erheb­lich sein wer­den, sind, zumin­dest in den Augen der Poli­tik, das klei­ne­re Übel. Die näch­sten Wochen wer­den es an den Tag brin­gen. Ent­we­der waren die getrof­fe­nen Maß­nah­men noch recht­zei­tig und aus­rei­chend, oder da kommt eine rich­ti­ge Kata­stro­phe auf uns zu, wobei der Virus dann wohl viel­leicht auch nur den Anfang gemacht hat. Ich hof­fe, dass es nicht ganz so schlimm wird, und dass mein Bauch­ge­fühl mich trügt.

      Vie­le lie­be Grü­ße und bleib gesund.
      Wolfgang

  2. Was für ein inter­es­san­ter Arti­kel heu­te mal wie­der! Und wun­der­vol­le Auf­nah­men von die­sen magi­schen Knos­pen! Schöööön!
    Habt ein schö­nes Wochen­en­de Ihr Lieben!

    Es grüßt Euch Susi

  3. Ein inter­es­san­tes The­ma span­nend erzählt. Vie­len Dank. Die Magno­li­en­knos­pen mag ich beson­ders gern.
    Habt ein schö­nes (und viren­frei­es) Wochenende.
    Lie­be Grüße
    Heike

  4. Lie­be Loret­ta, lie­ber Wolfgang,
    das Foto der Knos­pe der Stern­ma­gno­lie ist ein­fach fantastisch!
    Ein inter­es­san­ter Arti­kel über die „Knospe­rei” in der Natur, der wir ja jetzt wirk­lich zuschau­en kön­nen. Nach dem vie­len Regen jetzt etwas Son­nen­schein und schon bricht der Früh­ling aus. Das ist ein­fach wunderbar.
    Ange­neh­mes Wochen­en­de und bleibt gesund,
    herz­lichst moni

  5. Ich bin mir nicht sicher — letz­tes Jahr war der Win­ter noch lan­ge Gast hier… bis Mit­te Mai.
    Dei­ne Fotos sind wun­der­schön — soviel Hoff­nung in einem Bild 🙂
    Kann man grad gut gebrauchen
    Herzlichst
    yase

  6. Ser­vus ihr Lieben,
    ich muss­te lachen über die Hin­ter-die-Löf­fel-in-Fran­ken-Geschich­te! Der arme Bursch, des­sen Gedächt­nis da von­we­gen Grund­stücks­gren­ze gefragt war ;-))
    Schon fas­zi­nie­rend, wel­che Stra­te­gien Pflan­zen ent­wickeln. Die Natur ist stark — ich hof­fe nur immer, dass sie stark GENUG ist, um auch die schlimm­sten Sün­den der Mensch­heit zu über­ste­hen … aber der­zeit bekommt sie ja eine gewis­se Pau­se. Zumin­dest wird aktu­ell weni­ger CO2 ausgestoßen…
    Bleibt gesund! Lieb­ste Rostrosengrüße
    von der Traude

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